Kleine Vögel, große Sorgen

so könnte man die letzten Tage bei uns zu Hause beschreiben.

Mittwoch saß Krümel plötzlich stark aufgeplustert und mit geschlossenen Äuglein da. Ihre „Häufchen“ waren mehr als dünnflüssig, das Vögelchen atmete schwer und fühlte sich sichtlich schlecht. Auch fressen wollte sie nicht. Der Besuch beim Tierarzt war bei den hohen Temperaturen für die Kleine zusätzlicher Streß. Zuerst vermuteten wir eine Darmverstimmung und evtl. eine leichte Vergiftung z.B. durch ein unbekömmliches Insekt. Krümel bekam Bene Bac und wurde zu Hause von mir mit Fiegen gefüttert, die ich mit der Fliegenklatsche direkt vor dem Haus erlegte. Zum Glück sind Fliegen ihre Leibspeise und sie fraß zumindest etwas. Ich besorgte dann noch Fliegen-Tönnchen, die sie ebenfalls von Herzen liebt und auch brav annahm – allerdings nur in ganz kleinen Mengen. Die meiste Zeit kuschelte sie sich in meine Hand und steckte das Köpfchen unter den Flügel. Das Bene Bac schien ihr gut zu tun und sie nahm es direkt aus der Tube an. Zur Nachtruhe versteckte sie sich sorgfältig in ihrem Schmollwinkel, was sonst auch nicht ihre Art ist. Ihren üblichen Schlafplatz wollte sie nicht aufsuchen.

Am Donnerstag Vormittag ging es ihr allerdings nicht besser – im Gegenteil. Sie hatte bereits etwas Gewicht verloren, wirkte apathisch und zuckte immer wieder vor Schmerz zusammen, während sie in meiner Hand lag. Fressen wollte sie nur minimale Mengen und war so schwach, daß sie das Schnäbelchen an meinen Fingern abstützen musste. Auf der Gardinenstange liegend suchte sie die volle Sonnenwärme und war dabei dick aufgeplustert. Ich hatte um mein Vögelchen wahnsinnige Angst.

Dann entdeckte ich, dass sie die Fensterscheibe vollgespuckt hatte und nahm Krümel genauer in Augenschein. Der Kropfbereich war stark gebläht und eine Berührung mochte sie dort gar nicht haben. Aha! Also wurde rasch ein erneuter Tierarztbesuch gestartet, der dann die vermutete Diagnose bestätigte: Beginnende Kropfentzündung! Sie erhielt direkt ein Tröpfchen Spezialmedikamente und Aufbaupräparate in den Schnabel, und ich bekam eine ausreichende Dosis für die nächsten Tage mit. Krümel war nach der Fahrt trotz Kühlung und vollem Einsatz vom „Spatzenpapa“ völlig am Ende. Sie lag stundenlang auf meiner Handfläche und rührte sich kaum. Wir befürchteten das Schlimmste.

Immer wieder bot ich ihr frisch aufgeknackte Tönnchen an und gab ihr zu trinken. Dann schien das Medikament auf einmal zu wirken. Zumindest ihre Schmerzen ließen sichtbar nach und so kehrten auch die Lebensgeister etwas zurück. Der Appetit nahm leicht zu und die ersten 5 Tönnchen wurden hintereinander leergelöffelt. Das Bene Bac nahm sie weiterhin brav aus der Tube. Mit viel Ruhe, Wärme und Streicheleinheiten besserte sich ihr Zustand in den Abendstunden soweit, dass zur Nachtmahlzeit schlappe 17 Tönnchen geknackt und vertilgt wurden. Hurra! Wer futtert, der will leben! Wieder verschwand sie zum Schlafen im Schmollwinkel, allerdings nicht, ohne mir drohend entgegenzuzetern und mit dem Schnabel zu klappern. Na, das  sah doch schon besser aus.

Freitag gab es dann zum Medikament und Bene Bac noch eingeweichte Brötchen und Tönnchen nach Herzenslust. Krümel futterte wie ein Weltmeister und ruhte sich zwischendurch in der Sonne aus. Gegen Abend wollte sie dann unbedingt noch ein Bad nehmen, da ihr Gefieder durch den Durchfall und die Spuckerei doch ziemlich verklebt war. Und so planschte mein genesendes Spätzchen munter in ihrer Badeschale und trocknete die nassen Federn anschließend an mir ab -brrr nass! Aber was macht schon ein nasses Hemd, wenn mein Spätzchen wieder ins Leben zurückkam?

Auch heute geht es ihr besser, sie futtert ihre Insekten und die Schonkost, nimmt brav ihre Medizin, putzt sich und kuschelt intensiver als je zuvor. Seit es ihr so schlecht  ging ist unser Verhältnis noch inniger geworden. Ganz vertrauensvoll lässt sie sich von mir greifen und in der Hand herumtragen. Ihr Gewicht steigt langsam wieder und ich hoffe sie ist über den Berg. Die nächsten Tage gibt es weiter Schonkost und Medizin, damit die Krankheit völlig zum Erliegen kommt.

Damit sie ihre Genesungsruhe hat, ist Küken Pip beim „Papa“ im Büro deponiert und terrorisiert meinen Mann nach Kräften. Aber ein Küken darf natürlich (fast) alles! Das Kerlchen entwickelt sich langsam, obwohl der Schnabel für den Winzling immer noch zu groß geraten scheint und die Motorik besser sein könnte. Und wir wissen immer noch nicht genau, ob Pip nun ein Hähnchen oder eine Dame ist. Egal, unsere Spätzlinge gehören zur Familie und werden entsprechend umsorgt. Und momentan sind alle einfach nur froh, dass es Krümel wieder besser geht.

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