Das war der Sonntag mal ganz kurz zusammengefasst.
Nun aber mal etwas ausführlicher:
Auf dem Weg zum Schleifereifest in Bergfreiheit entdeckten wir am Straßenrand eine Herde Hochlandrinder, die wohl von der Weide ausgebüxt war. Alle anderen Autofahrer und ein Spaziergänger mit mehreren Kindern ignorierten Rindviecher einfach. Dabei kamen die Tiere erst an den Straßenrand und liefen dann über die Fahrbahn. Eine ziemlich gefährliche Sache für Verkehrsteilnehmer mit Rädern und Beinen. Also fuhren wir rechts ran und informierten per Notruf die Polizei, was in dieser Ecke mangels Netzabdeckung des Telefons gar nicht so einfach war. Um einen möglichen Unfall zu vermeiden spielte ich dann Cowboy und scheuchte die – zum Glück artigen – Rinder auf eine angrenzende Wiese. Ich war aber doch froh, dass ich nach 10 Minuten die Herde in die Obhut der anrückenden Polizei geben durfte. Dass sich unsere Ordnungshüter bei mir noch bedankt haben, hat mich übrigens sehr gefreut.
Weiter ging es zur Edelsteinschleiferei, wo ich diverse Schnäppchen ergattern konnte. Einige schöne Bergkristalle, Fuchsit und Amethyststufen sind nun mein. Was ich damit vor habe? Das erzähle ich demnächst.
Da der Sonntag noch lang war, sind wir noch in Richtung Gemünden gefahren. Dort gibt es einen alten Bahnhof, der interessante Gaumenfreuden versprach. Auf dem Weg dorthin entdeckten wir einen alten Friedhof, der wohl schon länger nicht mehr neu belegt wurde. Solche Orte ziehen mich magisch an und es gab auch einige interessante Fotomotive. Ich bin immer wieder fasziniert, wie sich die „Grabsteinmode“ und die Einstellung zum Tod doch in den letzten Jahrhunderten gewandelt hat. Und wenn man sich die Daten auf den Grabsteinen ansah, so war das eine kleine Zeitreise:
Eine Verstorbene war 1837 geboren. Ein denkwürdiges Jahr: Die Damen gingen eng geschnürt, die „Göttinger Sieben“ sorgten für Aufregung, Kaiserin „Sissi“ wurde geboren, die USA erlebten eine ihrer schwersten Wirtschaftskrisen, Queen Victoria übernimmt ihr Amt usw. Wir wurden an eine Zeit erinnert, die von uns 175 Jahre entfernt ist.
Die letzten Beisetzungen fanden auf diesem Friedhof wohl um 1920 statt, da war mein Vater noch nicht mal geboren. Auf jeden Fall gab mir dieser Besuch reichlich Material zum Nachdenken.
Den Abschluß des Abends bildete dann der Besuch im alten Bahnhof. Da wir keine Wegbeschreibung hatten, mussten wir erst etwas suchen, was aber nach Ortung der alten Bahnlinie gut gelang. Diese Lokalität ist wirklich empfehlenswert. Nicht nur Eisenbahnfreunde kommen auf ihre Kosten, sondern auch Nostalgiker werden sich in den liebevoll eingerichteten Räumen wohlfühlen. Dazu ein freundlicher, aber unaufdringlicher Service, ausgesprochen gutes und reichhaltiges Essen zu einem günstigen Preis. Wir waren jedenfalls mehr als gut gefüllt und sind eher zum Parkplatz gekugelt wie gegangen.