Lost Places, oder die Schönheiten des Verfalls

Verlassene Gebäude üben auf mich und meinen „Gemahl“ schon lange einen großen Reiz aus. Man besieht sich die Räumlichkeiten, findet Möbelreste oder Gegenstände und überlegt, wer diese wohl zuletzt in den Händen hatte. Oft geben diese verlassenen Mauern ein Echo derer ab, die dort einmal anwesend waren. Wenn man schweigt, die Augen schließt und lauscht, dann kann man sie noch immer hören.

Verlassene Gebäude erkunden – das tun wir schon seit einer kleinen Ewigkeit. Inzwischen hat das Ganze auch einen Namen: „Urban Exploring“, kurz auch „Urbex“ und „Lost Places“. Wer danach im Web sucht, wird rasch fündig und teilweise mit wunderschönen Bildern belohnt. Oft ist diese Art der Expedition nicht ungefährlich. Man sollte sich genau überlegen, ob man ein altes Gebäude betritt. Einsturzgefahr, Hinterlassenschaften aus industrieller Produktion und nicht zuletzt rechtliche Fragen sollten beachtet und für jeden selbst abgewogen werden. Nicht zuletzt muss auch die Würde des Ortes gewahrt bleiben. Wir verstehen uns als Beobachter und Dokumentatoren. Es wird weder etwas beschädigt noch mitgenommen.

Diese Orte haben eine einzigartig-eigenartige Atmosphäre. Teilweise beschleicht uns Wehmut, wenn wir durch Räume wandern, die einmal belebt waren, wo gearbeitet, gelacht, geliebt und auch geflucht wurde. Man sucht nach Zeichen derer, die einmal dort waren und fragt sich immer wieder, was diese Mauern so alles gesehen und gehört haben.

Wir haben hier so einige dieser vergessenen Orte und am Ostermontag nutzen wir unsere Zeit, um einen davon etwas näher  zu erkunden. Das Wetter war zwar sehr durchwachsen und wir wurden auch mehrere Male ordentlich eingeweicht aber das hatte Vorteile: wir waren nahezu allein unterwegs. Auch wenn ich nur eine kleine Digicam habe finde ich doch, dass die Fotos gut gelungen sind.

Das Gelände und die Gebäude auf den Bildern sind übrigens mit Vorsicht zu geniessen. Der Boden ist teilweise in mehreren Etagen unterkellert bzw. von Kanalsystemen und morschen Rohrleitungen durchzogen. Wer da nicht plötzlich in ein Loch fallen und mehrere Meter tiefer unsanft landen will, sollte extrem vorsichtig sein.

Am Ende unserer Tour stiessen wir noch auf ein abgestelltes Baufahrzeug. Wie ein ruhender Dinosaurier lag es da.

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