Das linke Knie

hat seine OP hinter sich. Am 05.02. bin ich morgens im Taxi zur ambulanten OP gefahren worden. Im Gepäck viele gute Wünsche, ein bisschen „Muffensausen“ und meine Krücken. Die Wartezeit war zum Glück kurz. Mit mir im Wartezimmer ein älterer Herr, der wohl selbständiger Metzgermeister war und vor mir seinen OP-Termin hatte. Nicht nur, dass er mit seinen Krücken 2 Sessel quer belegt hatte, auch machte er sich auf dem verbliebenen Sofa so breit, dass mir nur der harte, dafür höhere Stuhl in einer Ecke blieb. Dann durfte ich mir ein minutenlanges Lament über Termine („nix geht ohne Beziehnungen…wenn ich da keine Ahle Worscht geschenkt hätte wäre ich immer noch nicht dran…“) anhören, ehe diese wandelnde Jammerdepression nach 10 Anläufen die okkupierte Sitzecke verlassen konnte und zur OP geholt wurde. Kommentar Anaesthesieassistent:“ Das sind unsere orthopädischen Fangmöbel, wer da drin sitzt kommt alleine nicht mehr raus und kann nicht abhauen.“ Da die letzte Nacht für mich sehr kurz war, ich konnte einfach nicht einschlafen und dann ging der Wecker, habe ich danach still und friedlich vor mich hin gedöst.

Und dann ging es los: Schmuck ab (aua mein „fester Ohrring“)  T-Shirt und Unterwäsche anlassen, Kittel, Haube (bäh) und Fußschoner übergezogen und ein kurzes Gespräch über die Durchführung etc. Im ganzen Gebäudekomplex war es ausgesprochen frisch, und die nackten Füße in den Plastikschonern fühlten sich schon nach kurzer Zeit ziemlich klamm an.

Im OP empfing mich eine komplett vermummte Truppe, von denen mir einige sehr nett auf den recht hohen Tisch halfen. Jetzt wurde ich auch die ollen Fußschoner endlich los. Besser kalte Füße als feuchte Treter in Plastikhüllen! Kurz eine Nadel in den linken Unterarm gepiekst (hurra, endlich hat da mal jemand sofort meine Armvene gefunden) und rechts die Blutdruckmanschette dran. Dann sollte ich bei geschlossenen Augen ruhig durchatmen, was ich auch getan habe. 21…22… Meine letzte Bemerkung war: Das kribbelt ja im Gesicht, dann war ich wohl weg.

Irgendwann (ich hatte absolut kein Zeitgefühl) wachte ich aus angenehmen Träumen auf, die sich um nette und freundliche Leute drehten. Ach, ich hätte so gerne noch etwas geschlafen. Man half mir vom Tisch in einen Rolli und fuhr mich (gesundes Bein als Stütze unter dem dick bandagierten) in den Aufwachbereich. Dort kam ich wieder ins Bett. Der nette Assistent packte mir gleich eine Stütze unter das linke Knie und erinnerte mich damit daran, dass dort wohl gerade jemand einen 12er Bohrer mit Hammerschlägen hindurchgetrieben haben musste. Zumindest fühlte es sich so an. Der erste Schmerz war wirklich brutal. Aber da dieser Jammerlappen von vorhin im Abteil neben mir geflennt hat wie ein Baby hab ich mir das Gewinsel komplett verkniffen. Neee, da hab ich auch meinen Stolz. Und SO weh tat es nach ein paar Mal ruhig durchatmen dann auch nicht mehr. Mit einem Fläschchen Paracetamol am Tropf, Milchkaffee und Butterkeksen am Bett und netten Gesprächspartnern zur nicht jammernden Seite, hatte ich fast 4 Sterne Hotelfeeling. So habe ich auch den Ortsvorsteher aus Mamas Wohnort getroffen, gleich einige Dinge bezüglich Winterdienst und Müllabfuhr diskutiert und den Rest der Zeit mit ihm, dem Assistenten und meinem Doc über Motorräder gefachsimpelt. Biker unter sich *grins*. Zwischendurch hatte sich der Schmerz nahezu gänzlich gelegt, und nach 2 zusätzlichen Infusionen (die haben mir locker 2 Liter Flüssigkeit verpasst) einem weiteren Kaffee und Keksen war ich fit genug zur Heimfahrt. Mein netter Taxifahrer (hier noch ein dickes DANKE an den Chef vom RF Fahrdienst, „meinen Rafet“) nahm mich direkt am OP in Empfang und brachte mich erst zum Auto und dann sehr liebevoll und vorsichtig bis zur Haustür.

Und zu Hause binn ich dann nur noch seeehr behutsam  mit Krücken die Treppe hoch, aus den wichtigsten Klamotten und ab ins Bett. Schlafen, schlafen und einfach nur schlafen, bis in den Abend hinein. Da waren die Schmerzen dann wirklich gut abgeklungen, und so habe ich von den mitgegebenen Pillen und Zäpfchen bis heute keinen Gebrauch gemacht. Essen gab es von meinem Schatz direkt ans Bett und viel Zuwendung *hach*. Doc und Anaesthesist riefen auch nochmal an, um sich nach meinem Befinden zu erkundigen. Die Nacht verlief erstaunlich gut, der Schmerz nahm immer mehr ab. Am nächsten Morgen konnte ich schon fast ohne Krücken ins Bad humpeln. Die Kontrolle beim Doc verlief sehr erfreulich, auch ein erster Funktionstest gab keinen Anlass zur Beschwerde. Da sich der Verband schon am Abend verabschiedet hatte (Kugelfische kann man nicht verbinden!) gab es frische Pflaster und meine Anti-Thombose Spritzen für daheim.

Selbstpieken ist eine völlig neue Erfahrung! Und das, wo ich Nadeln so HASSE! Aber es ist ausgesprochen einfach und nicht schmerzhaft (es sei denn man kriegt beim Pieken Angst und macht einen Rückzieher).

Also:

  • Stelle am Rettungsröllchen links oder rechts unterhalb des Nabels suchen
  • desinfizieren
  • Spritzenschutz abnehmen
  • desinfiziertes Röllchen zusammendrücken
  • Nadel im 90 Grad Winkel rein in den Speck
  • langsam den Spritzenkolben drücken bis es knackt
  • Spritze zurückziehen und sehen, dass der Nadelschutz einrastet
  • fertig!

Und gestern sah das Knie schon wieder bessser aus. Auch die Beweglichkeit nimmt zu, ich darf mir aber nicht zu viel zumuten. Dafür erhalte ich dann eine deutlich unangenehme Rückmeldung. Die letzte Nacht war prima, obwohl ich mich nach über einem Jahr heftiger Schmerzen jetzt erst mal an qualfreies Schlafen gewöhnen muss. Das klingt jetzt wirklich bescheuert, aber wenn man so lange auf jede Bewegung einen fiesen Schmerz im Knie als Reaktion erhielt und damit schon instinktiv rechnet, verstört es doch gerade etwas, dass da einfach so gut wie nichts weh tut.

Nächste Woche geht es zur Krankengymnastik, dann wird es sicher noch besser. Laut Doc war der Meniskus komplett durchgerissen und ziemlich gefetzt. Dass ich darauf überhaupt noch gelaufen bin, hat ihn doch sehr gewundert. Zusammenfassend kann ich bis jetzt nur Positives berichten. Sowohl Vorbereitung als auch Durchführung, Ergebnis und Nachsorge sind für mich bis jetzt ausgesprochen erfreulich verlaufen. Dazu ein nettes Team beim Doc, den Untersuchungen und im OP. Irgendwann wird auch das rechte Knie dran sein, aber davor habe ich jetzt wirklich keine Angst mehr.

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