Vandalismus, die Folgen und mein ganz persönliches Fazit

So könnte man dieses Kapitel nennen.

Begonnen hat wohl alles am Wochenende um den 10.10.2014 herum, als das Bonifatius-Denkmal vor dem Fritzlarer Dom mit roter Farbe beschmiert wurde. Einege Zeit vorher hatte man schon die Externsteine mit einem Symol und einem mehr oder weniger sinnfreien Text „dekoriert“.

Irgendwie war der Vorfall am Denkmal so undenkwürdig, dass ich davon nichts mitbekommen habe, und damit war ich wohl nicht allein. Am letzten Wochenende finde ich dann im örtlichen Werbekäseblatt einen Artikel, der das Ganze nochmals in erweiterter Form aufgreift und das beschmierte Denkmal medienwirksam mit dem Initiator der diesjährigen „Heidendemo“ am gleichen Platz bildgewaltig in Szene setzt. Auch der Text ist entsprechend abgefasst und „gewürzt“:

Quelle: lokalo24.de: http://lokalo24.de/bonifatius-schaendung-waren-es-radikale-heiden/110174/

Bonifatius-Schändung:

Das Werk radikaler

Heiden?

von Andreas Bernhard am

Geschändetes Bonifatius-Denkmal: Die Polizei schließt einen religiös motivierten Hintergrund nicht aus. Foto: Privat

Fritzlar. Die Schändung des Bonifatius-Denkmals in Fritzlar vor wenigen Wochen hat offensichtlich zu einem heftigen Streit unter den Neu-Heiden in Deutschland geführt, die sich den alten germanischen Riten verschrieben haben. Das zumindest legen die Aussagen von Andreas Mang nahe. Der Insider ist Sprecher verschiedener dieser Gruppen. In deren Namen verschickte er am Mittwoch eine schriftlichen Erklärung, die sich ausdrücklich von den Schmierereien distanziert.

Applaus für Schändung

Von unserer Zeitung darauf angesprochen, warum diese Gruppen sich unter Erklärungszwang fühlen, erklärt Mang offen, der Verdacht liege nahe, „dass die

Der selbsternannte Schamane  Thomas Vömel, alias "Voenix", führte die Demonstration in Fritzlar an. Foto: Zirzow / nh

Täter Anhänger einer der indigenen vorchristlichen Religionen waren“.  Diese fühlten sich vom Denkmal für den Missionar und Kirchengründer in Fritzlar provoziert, da er das germanische Heiligtum, die sogenannte „Donar-Eiche“ gefällt habe, um die Überlegenheit des Christentums über alte Götter und heidnische Kulte zu beweisen. In einschlägigen Internetforen habe es deshalb durchaus Beifall für die Schändung gegeben, so Mang, der betont: „Deshalb sehen wir uns gezwungen, uns deutlich von solchem Verhalten und Gutheißung desselben zu distanzieren. Auch wenn die historische Person Bonifatius in unseren Kreisen aufgrund seiner Taten keine Wertschätzung genießt.“

Hitzköpfe am Werk?

In den einschlägigen Szene-Foren wie der Internetseite von „Celtoi“ wird vermutet, „dass Hitzköpfe (sich) dazu entschlossen (haben), auf ihre Art und Weise die Ablehnung missionarischer Denkmäler zu zeigen, und dem Heidentum durch Schmierereien zu Bekanntheit und Anerkennung zu verhelfen.“ Dabei wird auch auf eine Demonstartion im Juni diesen Jahres verwiesen, bei der etwa 170 Neuheiden am Bonifatius-Denkmal gefordert hatten, dass eine Gedenktafel an die Donar-Eiche erinnern solle. Angeführt wurde die Aktion vom selbsternannten Schamanen Thomas Vömel, alias „Voenix“. Auch Vömel räumt ein, dass es in der Szene radikale Kräfte gibt, denen er eine solche Aktion zutraue. “Ich habe mich gewundert, dass nicht schon früher jemand auf diese Idee gekommen ist”, sagt er.

Laut Aussage von Polizeisprecher Reinhard Giesa wurden die Ermittlungen inzwischen vom Staatsschutzkommissariat übernommen, da ein religiös motivierter Hintergrund nicht ausgeschlossen werden könne. Zu weiteren Einzelheiten wolle man sich derzeit aber nicht äußern.

Na super! Da entschuldigt man sich vorauseilend für etwas, was man nicht gemacht hat und worüber sich vorher niemand aufgeregt, geschweige es publik gemacht hat.

Der erwähnte Herr Mang hat sich dazu in einem Forum geäussert und mitgeteilt, dass er eine Presserklärung an die Redaktion geschickt hat:

„Sehr geehrte lokalo24.de-Redaktion,
da in ihrem am 16.10.2014 erschienenen Artikel, der sich u.a. auf eine Pressemitteilung mehrerer Vereine bezog, nicht jene Vereine sondern ich namentlich erwähnt wurde, obwohl ich als Sprecher für eben jene Vereine fungierte, möchte ich diese PERSÖNLICHE Stellungnahme abgeben, d.h. ausdrücklich NICHT im Namen jener Vereine. Die Intention hinter der Pressemitteilung und sämtlicher meiner in einem kurzen Telefonat mit Ihnen getätigten Aussagen war, öffentlich zu machen, daß die Mehrheit der Anhänger indigener, heidnischer Religionen ganz normale Bürger sind, die lediglich andere religiöse Interessen als der aktuellen Norm entsprechend haben. Eine Interessenslage, die im Übrigen grundgesetzlich garantiert ist. Leider werden diese Bürger in der Öffentlichkeit oftmals in Ecken, u.a. politische, gestellt, die nichts mit der Realität zu tun haben. Heiden, die in caritativen und sozialen Berufen unterwegs sind, können aufgrund der Tatsache, daß für die Monopolisten in dem Bereich das Betriebsverfassungsrecht nicht vollständig gilt, enorme berufliche Schwierigkeiten bekommen. Schmierereien wie z.B. an den Externsteinen, die neben Fritzlar auch in der Mitteilung erwähnt worden sind, sind geeignet, den ganzen Vorurteilen und Mißverständnissen, die in der Gesellschaft über Heiden herrschen, noch ein paar hinzuzufügen. Deshalb haben wir uns von solchem Verhalten distanziert und nicht als Entschuldigung für etwas, das keiner von uns getan hat.
All das hatte ich telefonisch angesprochen, kein Wort davon scheint angekommen zu sein. Stattdessen konnte ich fasziniert feststellen, wie aus Halbsätzen einer Mitteilung, die wegen der üblichen Außenwahrnehmung nur die rechtskonforme Haltung der Mehrheit deutscher Heiden klarstellen sollte, ein recht reißerischer Artikel gemacht wurde. Ich war zunächst über diese Art der Berichterstattung herbe enttäuscht, aber am Ende bin ich Ihnen ganz dankbar, durch diesen Artikel von meinem aktuellen optimistischen Höhenflug ob des momentan sehr regen und wachsenden Interesses vieler Menschen dieses Landes sowie akademischer Kreise an modernen heidnischen Vorstellungen wieder auf dem Boden der gesellschaftlichen Tatsachen gelandet zu sein.
Mit freundlichen Grüßen
Andreas Mang“

Und meine Meinung dazu?

Die Schändung des Denkmals ist eine Sachbeschädigung. Sicher wird es in unserem christlich geprägten Land und in „Bonifatius-City“ viele geben, die dem Denkmal mehr religiöse Bedeutung zumessen. Was unterscheidet einen missionierenden Baumfäller von Schmierfinken mit unbekannter Absicht? Nicht viel, wenn man die Hintergründe nicht kennt. Vereint sind beide darin, dass etwas beschädigt/besudelt/geschändet wurde, das für andere einen hohen religiösen/ideelen Wert darstellt. Verwerflich, respektlos und verurteilenswert, die eine Tat ebenso wie die andere.

Traurig finde ich, dass sich jetzt verschiedene „Heidnische Gruppierungen“, Vereine, Zusammenschlüsse, Wasauchimmer genötigt fühlen, Presseerklärungen und Statements abzugeben, die das Ganze eher noch verschlimmbessern. Dazu endlose Diskussionen in diversen „heidnischen“ Foren und dezente Hinweise in den Postings, dass es in den interen Bereichen diverser Foren ungeteilten Beifall für diese Schändung gibt.

Für mich ist nach dieser Aktion (ich meine die Reaktionen der Heidenszene) eines nur noch klarer geworden:

Ich bin und bleibe freifliegend und werde mich niemals einer irgendwie gearteten „heidnschen“ Gruppierung anschliessen. Das, was ich da bei meiner Rechere lesen musste, widert mich einfach an. Und ich werde mich mit Sicherheit nicht und niemals zu einer der eventuellen nächsten Demonstrationen am Bonifatiousdenkmal einfinden. Ich mache mich nur ungern zum Obst und das tun meine *ächz* Glaubensgenossen (wird schon schwer, das überhaupt so zu schreiben) gerade mit aller Kraft.

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