Diese Woche

war für mich ausgesprochen hart. Am Montag musste ich einen meiner ältesten Wellensittiche, den wunderschönen blau-weissen Pauli, einschläfern lassen. Ein unheilbarer Tumor war rasant gewachsen und hatte die Lebensqualität des Kerlchens zu stark beeinträchtigt. Und so trat Pauli ganz sanft beim Tierarzt die Reise ins große Hirsefeld an. Immerhin ist er gut 12 Jahre alt geworden und hat in dieser Zeit unzählige Sittichdamen beglückt. Er war ein echter Casanova der Sittichwelt.

Am Mittwoch musste ich den Laden leider geschlossen lassen, da wir in der Familie erneut einen Trauerfall hatten. Ein Onkel war plötzlich verstorben und ich habe meine Eltern nach Düsseldorf zur Trauerfeier gefahren. Mama war diese Fahrt besonders wichtig, da sie sich mit ihrem Cousin immer besonders gut verstanden hat. Dass ich meine Eltern da nicht im Stich lasse und sie allein nach Düsseldorf schicke, ist klar. Und so habe ich wieder die schwarzen Sachen rausgesucht, saß wieder in der Friedhofskapelle und starrte auf einen Sarg. Irgendwie vermischten sich dabei ständig die Bilder von Papa Gerhards Trauerfeier mit denen von Onkel Willi. Und ich war nicht so ganz anwesend. Daß aus der anschließenden Trauerfeier noch ein recht erfreuliches Familientreffen wurde, war sicher in Onkel Willis Sinn. Er hat von Wolke 7 aus bestimmt sein Weinglas gehoben und uns zugeprostet, als wir auf ihn angestossen haben. Gut daß Donnerstag ein Feiertag war. Als ich um Mitternacht zu Hause war, bin ich nur noch ins Bett gefallen.

Gestern Abend sass dann der nächste meine geflügelten Senioren auf dem Volierenboden. Auch Craddies Lebensjahre sind 2stellig und er war die letzen Wochen immer langsamer und müder geworden. Ich hab ihn dann zu mir aufs Sofa geholt und sein Köpfchen gekrault (das mochte er immer soooo gern). Er kuschelte sich mit geschlossenen Augen in meine Hand und genoß sichtlich die Streicheleinheiten. Plötzlich richtete er sich auf und sah mit klaren, schwarzen Knopfaugen weit in die Ferne. Er muss etwas Wunderschönes gesehen haben, denn er reckte sein Köpfchen in die Luft und versuchte loszufliegen, obwohl er seit Jahren flugunfähig ist und das auch genau weiss. Mitten in der Bewegung schloß er die Äuglein und sank sanft in sich zusammen. Da lag der keine Körper dann friedlich schlafend auf meiner Handfläche und Craddie war seinem Kumpel Pauli gefolgt.

Was stand gestern in meinem Glückskeks: „Ein turbulentes Jahr steht Ihnen bevor.“

Na besten Dank auch. Wenn die Turbulenzen jetzt erst losgehen, dann habe ich mit Sicherheit keine Langeweile. Geschnieft und geheult habe ich diese Woche jedenfalls reichlich. Auch wegen meiner Kunden, die mir heute kleine Abschiedsgeschenke brachten, mir spontan um den Hals gefallen oder in Tränen ausgebrochen sind. Die nächsten zwei Wochen werden sicher noch ausgesprochen emotional. Es tut dabei aber gut, daß ich mit meinem Geschniefe nicht alleine bin. Der „Miniladen“ in Bad Wildungen in unserem Haus nimmt im Kopf immer mehr Gestalt an und gleichzeitig muss ich hier weiter einpacken und ausräumen.

Und so lacht ein Auge und eines weint gerade heftig.

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