Die Knöppes

Vor gut 3 Wochen regnete es am Montag Mittag in Strömen. Da klingelte es und unser Dachdeckerreichte kurz ein lila Halstuch zur Tür hrein, aus dem es erbärmlich piepste. Nach vorsichtigem Auspacken war die Geräuschquelle schnell geortet: ein teilweise befiedertes Spatzenkind, nass, zitternd, nicht in der Lage auf seinen Beinchen zu hocken. Kurzum: das Kerlchen war kurz vor dem Ende und sah erbärmlich aus.

Also habe ich das Kleine erst mal an mir direkt gewärmt, in der Zeit den Wärmeteller  fürs Nestchen erhitzt und rasch etwas Aufzuchtfutter „Sperling-Spezial“ aufbereitet. Das habe ich immer fertig zubereitet eingefroren, falls mal ein kleiner Notfall ins Haus flattet. Und tote Heimchen im Mixer pürieren mache ich auch nur sehr ungern (und daher auf Vorrat) – des strengen Geruchs wegen.

Das Kleine war im Schnäbelchen eher grau als rosa und sehr zitterig. Aber es piepste und sperrte brav das Schnäbelchen auf. Und so konnte ich Häppchen für Häppchen in die kleine, gelb umrandete Futterluke stopfen. Danach ab in ein gepolstertes Nestchen auf den Wärmeteller. Mit zunehmender Temperatur wurde das Spatzenkind etwas lebhafter, lag aber immer noch auf dem Bauch und machte einige besorgniserregende Atemgeräusche. Bei der „Aufnahmeuntersuchung“ hatte ich allerdings keine Verletzungen feststellen können und so hoffte ich, daß der kleine Knopf (Knöppes) einfach nur etwas feucht geworden war.

Der Appetit steigerte sich stetig und die erste Nacht (sowie noch viele weitere *seufz*) verbrachte Knöppes neben meinem Bett. So konnte ich morgens bei Sonnenaufgang mit ganz kleinen augen (4 Uhr früh ist für eine Nachteule wie mich DER Horror!) gleich nach dem Kerlchen schauen. Und es hatte die Nacht nicht nur überlebt, es sah auch bereits besser aus und versuchte, auf seinen Beinchen zu Hocken. Kacken konnte es auf jeden Fall gleich wie ein Großer!

Zum Frühstück präsentierten wirPilps den Neuzugang, und unser Spatzenmann legte mal wieder eine Eifersuchtszene der allerersten Güte hin. Vom beleidigten „bühp, bühp“ bis zur Beissattacke in Finger, Handrücken und Nasenspitzen war alles dabei. Auch Knöppes wurde von ihm einmal recht unsanft am Schwänzchen erwischt und gezusselt. Erst etwas gebuttertes Toast von „Papa“und viel gutes Zureden haben den Miniadler dann beruhigt. Und natürlich bekam er auch etwas vom Aufzuchtfutter ab.

Die nächsten Tage konnten wir miterleben, wie sich aus dem zerzausten etwas ein wunderschönes Spatzenmädchen entwickelte. Mit dichtem Federkleid und besonders verschmust. Und Pilps? Der hatte auf einmal auf jedem auge ein Herzchen, tanzte um die Kleine herum und beschütze sie. Inzwischen hat er ihr mehrere „Schlösschen“ gebaut, sie darf ihn a den Federn ziehen und wir werden von ihm gnadenlos attackiert, sobald wir auch nur in die Nähe von Knöppes kommen. Die Kleine lässt das alles kalt, hauptsache Futter und kuscheln.

Inzwischen fliegt sie auch alleine – erst etwas wackelig und jetzt immer rasanter, frisst alleine und wird futterfest. Die morgendliche Menschenbegrüssung findet allerdings nach wie vor mit vibrierenden Flügelchen und wildem Gepiepse statt – sie freut sich einfach auf  ihre „Federlosen“. Sie war auch schon mit Pilps zum ersten Gartenfreiflug draußen, hat sich aber nicht weit von uns entfernt und lieber auf Papa die Sonne genossen.

Und jetzt erst mal einige Fotos:

Und dass die Kleine schon dasitzt wie eine Große, sieht man im direkten Vergleich beim entspannten Rumliegen auf Mama:

Und neugierig ist sie auch:

Was sagt Pilps dazu? Hier ist ein „Meckervideo“, wo es dem Herrn Sperling absolut nicht passt, dass er gefilmt wird.

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