Ein furchtbarer Tag!

Heute ist etwas entsetzliches passiert. Ich bin immer noch völlig fertig und sitze heulend am PC. Irgendwie muß ich meiner Trauer jetzt Platz geben, sonst drehe ich durch.

Pilps ist tot!

Mein wunderschöner, kleiner, lebenslustiger Spatzenmann wurde heute von einem Sperber getötet.

Der Kleine war am Nachmittag in der Küche und hat lautstark gesungen. Er war die ganzen letzten Tage in Frühlingsstimmung, hat mich angebalzt und vor mir getanzt und gesungen. Ich hab mich wegen meiner Erkältung mit einem Pott Kaffee kurz an den Gartenzaun in die Sonne gestellt. Pilps war drinnen und wollte nicht raus. Plötzlich höre ich flügelschwirren, und ich drehe mich rasch um. Da saust der Kleine ungebremst am Vorhäuschen vorbei, durch die kahlen Büsche und um die Hausecke. Das hat er noch nie gemacht, zumal er mich gut gesehen hat als er aus der Tür geflogen kam. Er ist so in Schräglage um die Ecke, daß ich sein Bäuchlein sehen konnte, dabei hat er ausgelassen gepiepst. Dann am Haus vorbei und über die Werkstatt. Plötzlich von oben ein großer Schatten, er kam wohl direkt aus den Fichten hinter dem Haus. Wildes Gepiepse von seinen Kollegen im Gebüsch und dann zwei mal kurz hintereinander sein markerschütternder Hilfeschrei! Dann Stille und ein Sperber, der sich mit seiner reglosen Beute gemächlich im Tiefflug durch die Gärten entfernte. Das Ganze hatte nur Sekunden gedauert.

Ich bin dem Sperber hinterhergerannt, aber er war gleich fort. und ich hätte Pilps auch nicht mehr helfen können. Es ging wohl alles rasend schnell. Ich hab mir noch einreden wollen, dass es ein anderer Vogel war, bin ins Haus gelaufen und hab ihn überall gesucht. Aber im Herzen hab ich gespürt, wie plötzlich etwas verschwand. Ich bin den halben Tag durch den Garten gelaufen, mein Mann ebenso. Wir haben gepfiffen und gerufen – es hätte ja doch ein anderer Sperling gewesen sein können….. Seine Freunde saßen ganz still in der Hecke und mit jeder Minute wurde uns klarer, daß unser kleiner Freund nie mehr zurückkommen würde. Federn von früheren Opfern rund um die Fichten bestätigten uns, daß der Sperber dort wohl schon öfters auf Beutefang gewesen war.

Ich kann mir Pilps‘ Verhalten nur durch seine Frühlingsgefühle erklären. Er ist nie ums Haus geflogen, nicht mal weit von der Haustür weg, wenn jemand von uns in Sichtweite war. Er wußte, daß Knöppes und die Anderen hinten im Gebüsch waren. Vielleicht hat er sie gehört? Vorher wollte er noch nicht mal vor die Tür und hat am Eingang immer wieder kehrtgemacht. Und jetzt saust er auf einmal los….!

Ich hab mich über Sperber schlau gemacht: Der Kleine hatte keine Chance, auch wenn er noch so ein geschickter Flieger war. So bleibt mir nur der Trost, daß er schnell und im Rausch seiner Frühlingsgefühle gestorben ist. Dazu wie ein richtiger Spatz: In vollem Flug in der Sonne und in Freiheit.

Es tut weh zu wissen, daß er tot ist und nie wieder auf meiner Hand sitzen und mit mir kuscheln wird. Es tröstet mich zu wissen, daß er ein sekundenschnelles Ende hatte und ich mir keine Sorgen machen muß, daß er verletzt irgendwo liegt oder nicht mehr heimfindet. Ich habe ihm damals das Leben gerettet und er hat jetzt bei seinen Spatzenkollegen das Gleiche getan.

Aber für meine Trauer brauche ich Zeit. Er war nicht nur ein Vögelchen, er war ein Familienmitglied.

Ich bin unendlich traurig!

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