sorgt anscheinend für eine Menge Wirbel:
Protest in Berlin Hexen wollen Papst verfluchen
Von news.de-Redakteur Jan Grundmann
Artikel vom 22.09.2011
Endkampf zwischen Kirche und Teufel in Berlin: Zum Papst-Besuch demonstrieren moderne Hexen mit Hut und Besen gegen den Pontifex. Xenia ist die Anführerin. Sie erzählt über ihre Wut auf die Kirche, ihre Ehe mit einem Physiker – und wie sie die Magie zum Hauptberuf machte.
«Wir wollen nicht mehr durch die Kirche verunglimpft werden. Und wir wollen von der Kirche eine Entschuldigung für die Hexenverfolgung», sagt Xenia Pfitzner mit einer weichen, ruhigen Stimme. Die 50-jährige Berlinerin ist hauptberufliche Hexe – und ruft zum Widerstand gegen den Papst auf.
Bei seinem Berlin-Besuch schläft der Papst in der Apostolischen Nuntiatur in Neukölln. Die Hexen dürfen dicht heran, die Kundgebung ist auch angemeldet. Die modernen Hexen wollen mit Hüten und Besen kommen und dem Papst mehrere bissige Schlaflieder singen. Die Kirche, so erzählt Hexe Xenia, erkläre die Minderwertigkeit der Frau mit der Erbsünde, damit, dass die Frau aufgrund ihrer Biologie schmutzig ist. «Doch alle Menschen, auch der Papst, wurden zwischen den Beinen einer Frau geboren. Und wir geben nicht auf, bis unsere Frauenkörper respektvoll von der Kirche anerkannt werden», so die moderne Hexe.
«Die Kirche hält Hexen für Verrückte oder gefährliche Satanisten», sagt Xenia. Dabei teilen die Hexen eine Liebe zum Leben, der Mensch, so sagen sie, ist nicht die Krone der Schöpfung. Und sie verehren die eigene Weiblichkeit, obwohl ein Drittel der Hexen Männer sind. «Aber die verehren auch die Frau.»
Hexen waren die Feministinnen des Mittelalters
Derzeit feiern die «neuen Hexen» ihre Renaissance: «In den USA wurde ab den 1970er Jahren an den Hexenkult erinnert und eine politisch-feministische Bewegung damit verknüpft», erzählt Hexe Xenia. Auch die evangelische Zentralstelle für Weltanschauungsfragen registriert einen Boom. Der Hexenkult diene «als Identifikationsfigur für die eigene Macht und Stärke, aber auch als Medium einer überzeugenden Selbstinszenierung», erklärt Religionsexperte Matthias Pöhlmann. Ob TV-Serien wie Sabrina – Total verhext und Charmed – Zauberhafte Hexen oder Tipps für magische Hexenrituale in Jugend- und Frauenzeitschriften: Die Hexe liegt im Trend.
Xenia ist eine professionelle Hexe, die Magie ihr Beruf: Sie hat eine Ausbildung zur «Besprechungsmeisterin» absolviert und versucht, in ihrer Behandlungspraxis die alten schamanischen Rituale der Hexenkunst wieder aufleben zu lassen. Denn im Mittelalter wurden die Frauen als Hexen bezeichnet, die behaupteten, in zwei Welten zu leben: Einerseits im Einklang mit der Natur, vor allem mit dem Mond und seiner Kraft – wobei der Mond für eine Hexe weiblich ist, also «die Mondin» genannt wird. Andererseits fühlt sich die Hexe fest im zivilisatorischen Diesseits verankert und kann helfen, Probleme, Krankheiten und Geister zu vertreiben. Mitten im dunklen Mittelalter bildeten die Hexen eine feministische Bewegung.
Die katholische Kirche allerdings hatte damit so ihre Probleme. Papst Innozenz VIII. ordnete Ende des 15. Jahrhunderts einen Hexen-Holocaust an, der in drei Jahrhunderten bis zu 60.000 Menschenleben forderte. Jede Frau war eine potenzielle Hexe, denn wegen der Erbsünde galten sie – im Gegensatz zu Männern – als empfänglich für die Einflüsterungen des Teufels. Gab es irgendwo ein Problem, ob schlechte Ernte oder einen launischen Charakter, waren oft Frauen daran Schuld, die sich mit dem Teufel eingelassen haben sollen. Sie landeten auf dem Scheiterhaufen, wurden verbrannt, um angeblich so ihre Seele zu retten.
Xenia war vor ihrer Hexenkarriere Schauspielerin. Auf der Bühne schlüpfte sie Anfang der 1990er Jahre in die Rolle einer Hexe – und tauchte dabei total in die Welt der Magie ein. Eine ihrer ersten Zaubereien war es, einen Mann zu verhexen, in den eine Freundin verliebt war, der selbst allerdings zögerte, die Beziehung einzugehen. Nach der Verhexung wurden die beiden ein Paar. «Heute würde ich so etwas nicht mehr machen, weil es sich ja über den freien Willen einer Person hinwegsetzt.» Aber grundsätzlich hätten Sie dazu noch die Fähigkeit, Frau Hexe Xenia? «Ja, sicher.»
Wie das funktioniert? Eine Hexe benötigt: Ein Schriftstück des zu verhexenden Menschen. Ein Kleidungsstück, auch Haare sind gut geeignet. Das Paket wird verschnürt, zusammen mit bestimmten Steinen und Blüten und Kräutern, mit Zaubersprüchen gesegnet und unter das Kopfkissen gepackt. «Das war natürlich anfangs sehr ermutigend, dass es geklappt hat.»
Drei Jahre lang hat Xenia anschließend eine Hexen-Ausbildung absolviert, bei einer anderen «weisen Frau» als «Besprechermeisterin». Und sie war bei Schamanen und Meistermönchen in Asien unterwegs. Seither ist Xenias Hauptberuf jetzt Hexe, ihre Praxis hat sie seit zehn Jahren. «Ich kann Menschen mit schamanischen Techniken behandeln.» Sie bespricht Warzen und Gürtelrose, auch seelische Krankheiten. «Ich spreche dabei zu den Körperorganen oder zu den roten Blutkörperchen.»
Das Rezept für eine schmackhafte Hexensuppe
Falls Sie demnächst in einer Mondnacht irgendwo im Wald auf eine Gruppe Frauen treffen, die im Kreis stehen – wundern Sie sich nicht. Bei jedem Neumond beschwören moderne Hexen einige Ähren von Gerste, um Pläne, Vorhaben und Weiblichkeit zu segnen und zu bestärken. «Das ist ja auch eine energetische Keimsituation», sagt Xenia und meint damit die Abhängigkeit des weiblichen Zyklus vom Mond, pardon, von der Mondin. Und beim Vollmond, also der Vollmondin, wird aus der gesegneten Gerste eine Suppe gekocht. «Da kommt Saisongemüse hinzu, ganz selten auch mal ein Huhn.»
Liebe Hexe Xenia, wie häufig passiert es denn, dass Sie schräg angeschaut werden? «Klar, es ist komisch für Menschen, die mich auf dem Grab meiner Großmutter sitzen und meditieren sehen», sagt sie. «Trotzdem kann ich mich ganz gut in der Realität bewegen.» Die Hexe selbst ist sogar mit einem Physiker verheiratet: «Das geht. Wir Hexen glauben nichts, was den Gesetzen der Naturwissenschaft widerspricht.» Obwohl selbst die Physik magische Momente habe – etwa in der Quantenphysik. «Was die katholische Kirche den Menschen dagegen zumuten will, ist viel irrationaler. Zum Beispiel die christliche Schöpfungslehre.»
Die Hexen treffen sich am Donnerstag, 22. September, vor dem Berliner U-Bahnhof Südstern in der Körtestraße, um 19 Uhr. Weitere Informationen gibt es hier.
iwi/news.de
Jajaja, die Presse. nirgends im Text ist von „verfluchen“ die Rede, aber in der Überschrift. Reisserischer geht es kaum. Und zack, ist mal wieder die Verquickung von Hexen und Teufeln da. Was für ein Müll! Leider geht es im Artikel ebenso müllig weiter.
Ok, über die „Hexen mit Besen und Hut“ sag ich mal nichts, bediene ich doch als Räucherhexe auch dieses Klischee. Aber das Hexen die Feministinnen des Mittelalters waren, geht dann doch zu weit! Das „neue“ Hexentum jetzt so auf die Emanzenthematik zu reduzieren, finde ich dann doch arg daneben. Und von wegen Mittelalter und katholische Kirche! Daß die Hexenverfolgungen erst in der frühen Neuzeit begannen und ein teilweise regionales Phänomen waren, wird hier glatt verschwiegen. Auch, daß es eben NICHT nur die katholische Kirche, sondern die Kirche allgemein war. Der liebe Herr Luther hat ebenso nach Kräften gegen sogenannte Hexen gewettert und zu ihrer Bekämpfung aufgerufen. Und es wurde quer durch alle Gesellschaftsschichten verfolgt und verurteilt. Männer und auch Kinder waren ebenso betroffen, wenn auch in geringerem Maß.
Bei einem Blick auf den Internetauftritt der ääähm“ Besprechermeisterin“ bin ich beim Lebenslauf hängengeblieben. Tja, hm, öhm … schon interessant, was man bzw. frau da so u.A. alles erlernt hat:
- Sterbebegleitung und Soulhunting
- Lerne, Familien- Gespenster zu erlösen und mache Fortschritte im Ghostbusting
- Chanelling mit beseelten Stofftieren- beseelte Stofftiere als Medium
- Arbeit mit der Geisterpeitsche- Clearings von Räumen, Ghostbusting
- kurmäßige Anwendung von Heilpflanzen zur Deconditionierung des westlichen Wahns
- …
Seelenjagd? Geister platzen lassen? Beseelte Stofftiere? Westlicher Wahn?
ARGH!
Warum schiessen mir da gerade Gedanken über die „Emma-Männer-Hassgruppe“, Arschgeigenemanzen und die ewig Unbestiegenen durch den Kopf? Feminismus war in den 70er und auch noch 80er Jahren sicher ein Schritt in die richtige Richtung und auch notwendig, aber so langsam sind wir in der Neuzeit angekommen. Das Frauenbild in unserer Gesellschaft hat sich schon lange gewandelt. Von den „stets Unterdrückten“ kann sicher in Deutschland keine Rede mehr sein.
Hexe sein heißt für mich immer noch, das Leben in all seinen Facetten zu respektieren. Und dazu gehören auch beide Geschlechter. Ich muß nicht krampfhaft nach Göttinen, einer Mondin oder anderen weiblichen Ankerfiguren suchen, um mich selbst zu bestätigen. Und dazu muß ich auch nicht die Geschichte verdrehen und gefährliches Halbwissen zu Propagandazwecken mißbrauchen.
Schade, aber in meinen Augen ist dieser Artikel wie auch die beabsichtigte Demo eher kontraproduktiv, was das Ansehen der Hexen angeht. Ich persönlich möchte mich von solch einer Aktivistin nicht vertreten lassen und bin definitiv nicht ihrer Meinung.