Schon wieder geht ein Jahr zu Ende

und für mich ist es regelrecht gerast.

Bin ich nicht letzte Woche erst aus den USA zurückgekommen? Da war doch noch September. Habe ich nicht gestern erst das Tannengrün in der Wohnung verteilt? Und überhaupt, der letzte Jahreswechsel war vor gefühlten 6 Monaten. Die Zeit scheint zu rasen, fegt an mir vorbei. Die Stunden verstreichen nicht, sie verfliegen, sausen, flitzen davon. Ich stehe oft ratlos vor dem, was ich mir vorgenommen habe und stelle erschrocken fest, daß die Zeit dafür einfach nicht ausreicht.

Zeit! Was ist das überhaupt mit der Zeit? Zeit haben, Zeit verplempern, Zeit schenken, Zeitmanagement, geliehene Zeit… unsere Welt ist voll von Begriffen, die mit der Zeit zusammenhängen. Dabei ist Zeit so ein flüchtiger Begriff. Wir „modernen“ Menschen haben aus dem einfachen Wechsel von Tag und Nacht etwas gemacht, was penibelst in winzig kleine Einheiten unterteilt wurde. So wie ein kostbares Edelmetall, das nur in kleinsten Dosen gemessen und abgegeben wird. Und je kleiner diese Einheiten sind, je mehr Wichtigkeit jeder Sekunde beigemessen wird, desto schneller scheint die Zeit zu verfliegen. Zeit ist plötzlich nicht mehr für alle gleich vorhanden, Zeit wird zur Kostbarkeit und jetzt auch zur Handelsware. Eine große Supermarktkette hat jetzt sogar Kärtchen für’s Zeit schenken im Angebot. Eine Karte mit Schokoherz und freiem Feld,  in das man die geschenkte Zeit eintragen kann.

So weit ist es also schon gekommen, daß man Zeit in Häppchen verschenkt. Zeit, die man haben sollte. Für sich und für andere. Zeit, die man sich einfach nehmen sollte, ehe die Zeit um ist. Denn egal wie wir die Zeit einteilen, bemessen und bewerten, wir haben nur ein begrenztes Kontingent davon zur Verfügung. Irgendwann ist für jeden von uns die Zeit abgelaufen. Und dann? Ach hätte ich doch… wieso hab ich nicht… könnte ich doch noch mal… Warum nicht jetzt damit anfangen und endlich einmal die Zeit so verteilen, wie man selbst es möchte? Raus aus diesem Hamsterrad von schneller, besser, effizienter. Weg von dem, was uns als ach so erstrebenswert und absolut lebensnotwendig täglich suggeriert wird? “

Aber ich muss doch…“ wird jetzt die Antwort sein. Auch das stimmt. Aber jenseits vom „Müssen“, um die Existenz zu sichern, müssen wir gar nichts. Wir müssen nicht rund um die Uhr erreichbar sein, wir müssen nicht ständig Überstunden machen, wir müssen nicht Jedermanns Liebling sein und allen gefallen… Aber wir sollten unsere Zeit nutzen. Nicht für andere, die mit unserer Zeit Profit machen, sondern für uns selbst und für die, die unsere Zeit so dringend brauchen.

Die Rauhnächte sind eine gute Gelegenheit zum umdenken. Früher fuhr man in dieser Zeit alle Aktivitäten zurück, saß beisammen und ging in sich. Was für ein Gegensatz zur heutigen, völlig durchgedrehten und hektischen Weihnachtszeit. Wie wäre es denn einfach mal damit, die berühmte „fünf gerade sein zu lassen“, durchzuatmen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist? Was brauche ich denn wirklich? Was muss denn unbedingt wirklich jetzt und sofort erledigt weden? Und was davon ist wirklich wichtig?

Keiner von uns weiß, wieviel Zeit ihm geschenkt wird. Wir sollten sie also weise nutzen.

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