Man bekommt immer nur so viel zu schleppen, wie man auch tragen kann.

Das hatte ich ja neulich im Krankenhaus be meinem Vater gehört. Offensichtlich sind die Götter der Meinung, daß ich noch einiges schultern könnte und haben mir heute noch eine ordentliche Last auf die Seele gepackt:

Gegen Mittag bekam mein Mann plötzlich Schüttelfrost. er wurde blaß, eiskalt und klapperte so mit den Zähnen, daß er kaum sprechen konnte. unter mehreren Decken und mit Wärmflasche (!) ging es ihm langsam besser. Beim Blutdruckmessen (ich als Hypotonikerin messe öfters) war erst alles ok, ebenso beim Puls. plötzlich wurde mein Männe knallrot im Gesicht, fing am ganzen Körper an zu glühen und das Herz klopfte so rasend schnell, dass es am Shirt auf seiner Brust zu sehen war. Beim Messen stellte ich dann fest, dass das Herz regelrecht raste und der Blutdruck immer weiter abnahm. Dazu kamen stechende Schmerzen auf der linken Seite im Brustkorb. Ich wollte kein Risiko eingehen, da er ja auch Gerinnungshemmer nehmen muß und es ihm immer schlechter ging. So habe ich rasch 112 angerufen und nach wenigen Minuten war der RTW vor der Haustür. Es waren Kollegen meines Schwagers, der auch beim DRK Sani ist. Man kennt sich von verschiedenen Feiern und so wurde mein Gatte mit Handschlagt und „per du“ begrüßt und flott in den RTW verfrachtet. Sauerstoff dran, ein erstes EKG gemacht und ab in die Notaufnahme.

Ich blieb zu Hause zurück und machte brav und automatisch das, was ich letzte Woche bereits zweimal tun mußte: eine Tasche fürs Krankenhaus packen. Ich habe auch „ordnungsgemäß“ funktioniert, alles gepackt, nix vergessen, dann meine Mama und die Schwiegermama informiert. Schließlich bin ich ganz ruhig und entspannt zum Krankenhaus gefahren. Er war bereits auf der Station und hatte „seine“ Schwestern um sich herum. Nach seinem letzten Aufenthalt in 2008 war er den netten Damen ja noch gut bekannt *zwinker*. Dieser olle Charmebolzen, der flirtet was das Zeug hält. Das Herz war zum Glück ok, allerdings hatte er satte 41 Grad Fieber. Er lag mal wieder in einem Bett mit Überlänge, hing an zig Kabeln und bekam reichlich fiebersenkende Mittel per Tropf. Und erstaunlicherweise war er absolut brav! Allein das ist ein Anzeichen dafür, das ihm hundeelend war. Ansonsten zetert er nämlich rum und will nach Hause, so lange er den Kopf noch nicht unter dem Arm trägt. Die Essenszeit war lange vorbei, er hatte durch sein zu Hause flachliegen so gut wie nichts gegessen. Also bin ich nochmal los und habe außer einem Salat mit Dressing noch einige sehr ungesunde „Scheessbörger“ besorgt, die allerdings in so einer Situation absolut stimmungsaufhellend wirken. Dem armen Kerl knurrte der Magen so laut, daß man es fast bis auf den Flur hören konnte. Eine große Packung guter O-Saft machte das Menü komplett. Ok ich gebe zu, ich hab von den Börgern und dem Saft auch gefuttert – gegessen hatte ich nämlich ebenso wenig wie er. Als ich die Futteralien auspackte hörte ich von meinem Männe einen Satz, den ich mir sicher rot im Kalender anstreichen werde:“ Ooooh ein Salat, ist das toll!“ Und das von jemand, der sonst am liebsten eine „halbe Sau auf Toast“ vertilgt.

Was ein volles Bäuchlein doch so ausmachen kann! Müde und satt, wie schön is datt. Die Medikamente und der gestillte Hunger taten ihre Wirkung. Mein Männe legte sich wieder hin und bekam plötzlich ganz kleine Äuglein. Und so durfte er nach einigen Abschiedsküßchen auch seinen Heilschlaf starten.

Was er eigentlich hat? Der Doc sagte etwas von einem Virus, der momentan umgeht. Dazu wohl die letzte Erkältung nicht auskuriert, bei der Hitze Zug bekommen, zu wenig geschlafen und sich einfach zu viel zugemutet. So wie es aussieht muß er mindestens bis Freitag im Krankenhaus bleiben. Das nehme ich gern in Kauf, es hätte ja auch viel schlimmer kommen können.

Zu Hause bin ich dann auf der Bank vor dem Haus kurz zusammengesackt. Aber Kopf hängen lassen und heulen ist nich‘! Und mein Schutzgeist war auch dauernd um mich herum. So oft wie heute hat er sich lange nicht bemerkbar gemacht. Er sagte noch:“ Auch wenn du mich nicht siehst, nicht rufst oder auch vergißt, ich bin immer für dich da.“ Sicher ist er mit dafür verantwortlich, daß ich alles so gut verkrafte und noch nicht schreiend zusammengebrochen bin. Ich sollte auch schon lange im Bett sein, bin aber wohl so voll Adrenalin daß ich hellwach bin.Und so tippe ich mir halt mal wieder alles von der Seele.

Donnerstag fahre ich mit Mutti wieder in die Uniklinik zu Papa. Er liegt leider immer noch auf der Intensivstation und hat im Moment eine ziemlich gestörte Wahrnehmung. Er wähnt sich an anderen Orten und sieht Leute, die gar nicht da sind. Der Doc meinte das wäre von der Narkose gekommen und noch immer eine Nachwirkung der doch sehr schwierigen und langen Op mit Vollnarkose. Ich hoffe er behält Recht und Papa hat sich keinen bleibenden Schaden zugezogen. Die Fahrt wird wohl wieder heftig werden, da sie um die 38 Grad angesagt haben. Ich nehme diesmal reichlich Mineralwasser mit und versuche Mutti mit ihrer dicken Halskrause ein kühles Auto zu bieten. Also Klimaanlage an, Spritverbrauch in die Höhe *seufz* und los.

Mama habe ich am Dienstag mit leichter Massage und Handauflegen einen großen Teil ihrer Kopfschmerzen nehmen können. Das freut mich sehr (Mama natürlich auch). Morgen werde ich das nochmal widerholen, damit es ihr rasch wieder so richtig gut geht.

So, und jetzt gehe ich wohl doch ins Bett…….

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