Die letzten beiden Wochenenden

standen ganz im Zeichen der Räucherhexe. Arbeit, Arbeit und nochmal Arbeit!

Erst der stehende Festzug in Hausen, dann das Mittelalterliche Spectaculum in Frankenbergauf dem Burgberg.

Der Empfang in Hausen war überaus freundlich. Selten hat mirdas Herumziehen so viel Spaß gemacht. zumal die Hausener ihr Dorf bis auf den letzten Winkel herausgeputzt hatten. die müssen wirklich wochenlang geschrubbt, gefegt, gemalert und geputzt haben. Meinen Respekt dafür und meinen Dank für die freundliche Aufnahme. Besonders das Lager der Steinzeitleute  fand ich toll (und den frischen Rehbraten vom Stock). Ich werde mir Hausen sicher demnächst nochmal ganz in Ruhe ansehen und so manche Ecke erkunden.

Beim Spectaculum in Frankenberg bin ich mit „Kollegin“ Kräuterhexe aufgeschlagen. Erst mal mit dem Handkarren bzw. der Kiepe auf dem Rücken den steilen Burgberg hoch (ächz, schwitz), und dann auf den Platz.“Netterweise“ wurden wir von einer Person aus dem Bereich der Händler gleich mit einem Zitat aus dem „Hexenhammer“ begrüßt. Für die Person war das wohl besonders komisch, für uns allerdings nicht.

Nach der ersten Runde über den Markt dann der Knaller:

Eine Ansammlung grauslicher Gerätschaften wie Pranger, Schandgeige, ein Baum mit Ketten und Haken, ein Käfig und mittendrin ein SCHEITERHAUFEN!!!

Wir waren völlig geschockt. Da lädt der Veranstalter zwei Hexen ein, die auch in der Darstellung als solche zu erkennen sind (Hut, Zauberstab, Kessel usw.) und packt dann mitten auf die Wiese so einen Holzstapel. Wir haben uns dann erst mal an die Seite gestellt und längere Zeit gebraucht, um uns wieder zu sammeln. Nicht nur, daß solch eine „Deko“ mehr als geschmacklos ist, wir fragten uns ernsthaft, ob wir hier auf dem Markt nicht fehl am Platze wären. Welche Hexe wandert schon gerne zwei Tage um einen Scheiterhaufen und bespasst dabei auch noch die Gäste? wir überlegten ernsthaft eine sofortige Abreise.

Zum Glück hatten wir zwei ausführliche Gespräche mit dem Verantwortlichen und haben ihm auch unsere Meinung zu dieser „Deko“ ausführlich mitgeteilt. Die Absicht des Veranstalters, auch mal die „dunkle Seite des Mittelalters“ darzustellen war zwar löblich, aber so einfach unmöglich. Davon mal abgesehen, dass die Hexenverfolgung nicht ins Mittelalter sondern in die frühe Neuzeit gehört! Da der Markt m Rahmen einer „Energie Zeitreise“ in Frankenberg stattfand, bei der Energiegewinnung und -nutzung von der Frühzeit bis heute gezeigt wurde, sollte halt ein breites Spektrum abgedeckt werden. Daraufhin fragte ich den Veranstalter, ob der denn auch eine kleine Gaskammer aufstellen und ie Judenverfolgung im dritten Reich zeigen würde, da  er ja eine Art „Zeitstraße“ angedacht hatte. Die entsetzte Reaktion seinerseits (das kann man doch nicht machen)  bliebt durch meine provokante Frage nicht aus. Daß es sich bei Scheiterhaufen, Gaskammern, Guillotine usw. immer um Instrumente handelt, bei denen Menschen auf bestialische Art zu Tode kamen und die als Symbol einer ganzen Epoche zu sehen sind, haben wir auch klargemacht. Keines dieser Symbole taugt in irgendeiner Art zur Volksbelustigung! Im Gespräch war schnell zu merken, daß die Veranstalter sich der Tragweite dieser Darsellung im Vorfeld absolut nicht bewusst waren. Und es spricht für die Verantwortlichen, dass  sie mehrfach das Gespräch mit uns suchten und uns auch versprachen in Zukunft auf solch eine Darstellung zu verzichten. Auch daß es besonders unter den Mittelalterleuten und dem Fahrenden Volk  viele gibt, die dem alten Glauben anhängen, war ihnen nicht bekannt. Man lernt eben nie aus!

Um noch einiges klarzustellen: Meine Anmerkung zur  Aufstellung einer Gaskammer sollte den Veranstalter bewusst auf die Problematik aufmerksam machen. Bitte unterstellt mir jetzt keine „rechten Tendenzen“. Ich wollte ihm nur klarmachen, dass ein organisierter Massenmord nicht weniger schlimm ist, nur weil seitdem einige Hundert Jahre vergangen sind und er in unseren Köpfen so nicht präsent ist. Ob Hexenverfolgung oder Holocaust: Hinter den Symbolen dieser Zeit stehen die traurigen Schicksale unendlich vieler unschuldiger Menschen, und damit geht man nicht leichtfertig um!

Wir sind auf dem Markt geblieben (schließlich waren wir engagiert worden), haben uns abgeregt (das war erst mal gar nicht so einfach!) und haben noch viele nette Kontakte knüpfen können. An vielen Lagerfeuern wurden wir gastfreundlich aufgenommen und verköstigt. die Lanzenritter haben eine super Darbietung hingelegt, die Musikanten waren wirklich klasse und es gab auf jeder Runde etwas zu erzählen und zu lachen. Nicht zuletzt das Publikum hat uns das Bespaßen mehr als leicht gemacht. Die Leute waren einfach nur gut drauf!

Spezielle Grüße gehen an Ignis Fatuus, den Steinehändler und sein Weib, die „Langos“ Verkäuferinnen, die Lanzenritter, den Zinngießer, die Söldnertruppe und nicht zuletzt an den ausgesprochen kommunikativen und kooperativen Veranstalter. Wir hoffen auf eine Fortsetzung im nächsten Jahr, denn das Gelände auf dem Burgberg ist einfach toll. Auch ein Besuch der historischen Frankenberger Altstadt ist auf jeden Fall zu empfehlen, da gibt es viel zu entdecken.

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