hat es mich umgehauen. Übelste Krämpfe im Unterleib, der „Weiberkram“ eben. Allerdings so heftig wie schon seit einer Ewigkeit nicht mehr. Nun ja, ganz so taufrisch bin ich vom Alter her nicht mehr und ich hatte meinen Organismus schon in Verdacht, daß er sich zur Ruhe setzen wollte. Von wegen!
Ich habe also das getan, was ich in solchen Fällen immer mache: Wärmflasche in Kreuz und erst aufs Sofa. Als es nicht besser wurde ab nach oben ins Bett, das „Wärmenest“ zugeschaltet und einfach die Schmerzen weggeschlafen. Konnte ich doch beruhigt die Augen schließen, da mein „Wachsperling“ ständig bei mir war und für mich aufgepaßt hat. Der kleine Kerl ist nur zum trinken, fressen und mal ein Häufchen machen abgehauen. Ansonsten saß er auf meiner Hand oder hatte sich in der Nähe meines Gesichts eine kleine Kuhle in die Zudecke gekuschelt.
Ich habe dann tatsächlich fast den ganzen Nachmittag verschlafen. Aber das sollte wohl so sein. Von Tabletten halte ich nichts und wenn mein Körper nach Schlaf schreit, so hat er einen guten Grund dazu. In der Abenddämmerung bin ich dann mal so halb wach geworden. Plötzlich erschien vor mir ein Männergesicht, eher hager, mit einer markanten Adlernase und scharf geschnittenen Gesichtszügen. Über seinem Kopf konnte ich schattenhaft ein großes Geweih ausmachen. Er sah mich ernst, aber nicht unfreundlich an, blinzelte kurz und verschwand, als ich ihn in Gedanken ansprechen wollte. Für mich ganz klar: Herne, der Herr der Wälder. So beschützt habe ich selten weitergeschlafen, und das ganz plötzlich ohne Bauchweh.
Es ist bei mir jetzt nicht so, daß mich ständig irgendwelche Geistwesen umschwirren oder mir erscheinen. Dafür stehe ich mit beiden Füßen zu fest auf Mutter Erde. Aber immer wenn ich wirklich mal Hilfe brauche, dann kommt sie auch und ich sehe ihren Urheber. Auch wenn die Erscheinungsform so gut wie nie meiner Vorstellung entspricht. Aber genau das zeigt mir dann, daß es sich nicht um erdachte Wunschbilder handelt. Auch Herne hatte ich mir irgendwie anders vorgestellt. Nicht so kantig, hager, fast asketisch. Aber seine Augen….irgendwie lagen tausende von Jahren und ganze Wälder darin. Es tut gut zu wissen, daß ich nicht allein bin.
Danke, Herr der Wälder!