Ostern

war für mich als Kind vor allem dies: Ferien, ein ausgesprochen ernster Freitag, „Jesus-Filme“ in den drei vorhandenen Fernsehkanälen und am Sonntag das Osternestsuchen in Omas riesigem Garten.  Die Filme, viele davon in schwarzweiß, machten mir immer richtig Angst. Mir tat der junge Mann leid, der dort so offensichtlich mißhandelt und dann umgebracht wurde.  Und ich freute mich immer, wenn er plötzlich doch nicht tot war – auch wenn ich das Ganze nicht richtig verstehen konnte.

Ostern heute?

Für mich im Moment eine Zeit der relativen Ruhe und des Friedens. Mit einem Pott Kaffee vor der Haustür sitzen und mit meinem Mann dem tausendfachen Gesummsel im blühenden Apfelbaum lauschen. Den badenden Vögeln an der Vogeltränke zusehen, an der Blütenpracht in unserem Garten schnüffeln und die erwachende Natur genussvoll und mit allen Sinnen aufnehmen. Morgen vielleicht mal abseits der Touristenpfade eine schöne Runde mit den Motorrädern drehen…

…und über so manches den Kopf schütteln:

Da fragt der 11jährige sohn von Freunden neulich ernsthaft: Papa, kann ich mein Ostergeschenk schon eher haben? Ich kriege doch ein Handy, oder?

Ostergeschenk? Da hat es die Konsumindustrie also doch geschafft, aus Ostern ebenso einen Geschenkewahnsinn wie Weihnachten zu machen?

Eine Buchhandlungskette bewirbt diese Feiertage als „Hasenfest“.

Vorauseilender Gehorsam den nichtchristlichen Mitbürgern gegenüber oder einfach eine Folge dessen, daß immer weniger Leute überhaupt wissen, warum diese Feiertage für die Christen so wichtig sind? In einer lokalen Zeitungskolumne wetterte heute ein Pfarrer darüber, daß der Glaube an Ostara wohl wieder auf dem Vormarsch sei, und daher der Hase plötzlich so wichtig wäre.

Viele Osterfeuer wurden aufgrund der hohen Waldbrandgefahr abgesagt.

Ein häufig gelesener Kommentar bei den Online-Artikeln der örtlichen Zeitung: Osterfeuer ist heidnisch, also besser verbieten!

 

Wenn ich auch keine Christin bin, so respektiere ich doch, daß Ostern das höchste Fest der Christenheit darstellt. Ebenso respektiere ich den Ramadan der Muslime und auch Feiertage und Ansichten andere Religionen. Alle freuen sich über die freien Tage und das lange Osterwochenende. Da sollte man doch denen, für die es aus Glaubensgründen so viel mehr als nur Freizeit ist, den entsprechenden Respekt entgegenbringen. Dazu gehört auch, das Fest nicht einfach umzubenennen. Und es gehört auch dazu, Andersgläubige ebenfalls zu achten. Man muß nicht auf „Heiden“ und „Ostara“ herumhacken, wenn man zornig über den Werteverfall der Gesellschaft, und den Mitgliederschwund in der Gemeinde ist. Schon oft durften wir aus der Geschichte erfahren, daß es brandgefährlich ist, immer jemandem die Schuld geben zu wollen. Und das brandgefährlich meine ich im wahrsten Sinne des Wortes!

Wie wäre es denn mal mit Freude am schönen Wetter, Rücksicht aufeinander (auch im Stau vor dem Freizeitpark) und Respekt vor dem Glauben seiner Mitmenschen? Ein höfliches, freundliches und zivilisiertes Miteinander, ohne sich gegenseitig herunterzumachen?

Tu was du willst, aber schade niemandem. Zu schade, daß das nicht auf jedem Osterei steht!

Und so wünsche ich noch schöne Ostern.

 

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