Eine kleine Reise in die Vergangenheit

habe ich mir in den letzten Tagen erlaubt. Das Heimweh nach meiner Geburtsstadt, in der ich immerhin die ersten 25 Jahre meines Lebens verbracht habe, hatte mich wieder gepackt. Im Internet forschte ich nach der Straße, in der bis zur Mitte der 70er Jahre mein Geburtshaus stand. Damals mußten wir alle ausziehen und das Haus wurde plötzlich abgerissen. Angeblich sollte dort ein Parkhaus gebaut werden. Letztendlich entpuppte sich das Ganze als üble Immobilienspekulation: Erst kurz vorher war das Haus umfassend renoviert und sogar von Ofen- auf Zentralheizung umgebaut worden. Zudem war es als Nachkriegsneubau keine 30 Jahre alt. Meine Eltern hatten in der Kirche nebenan geheiratet und im Haus ihre erste Wohnung bezogen, ich wurde dort getauft und ging in die Grundschule gleich in Steinwurfweite entfernt.

Ein Teil unserer Nachbarschaft fand sich schließlich in einem Neubau in einem Stadtviertel am entgegengesetzten Ende des Zentrums wieder  zusammen. Ich werde nie vergessen, wie wir noch einmal an „unserem“ Haus vorbeifuhren und eine Abrißbirne gerade in unser ehemaliges Badezimmer krachte. Noch heute träume ich manchmal davon noch im Haus zu sein, während es bereits abgerissen wird. Für mich als Kind war dies eines meiner schlimmsten Erlebnisse.

Das Parkhaus allerdings wurde nie gebaut. Auf der Fläche entstand ein mehr recht als schlecht befestigter Parkplatz, der mir auch bei späteren Besuchen noch oft die Tränen in die Augen trieb. Wir hätten doch einfach dort wohnen bleiben können… So bleiben mir nur die Fotos von früher und meine Erinnerungen. Wenn ich mal nicht einschlafen kann, gehe ich in Gedanken unsere alte Straße ab. Ich überlege, wie es im Haus und drumherum aussah, was wo stand und wie die Wohnung eingerichtet war. Diese Erinnerungen sind mir sehr wichtig, auch wenn ich zwischendurch oft umgezogen bin und seit Jahren über 200 Kilometer entfernt lebe.

Im Internet findet man über die Straße „An der Turmmühle“ nicht viel. In der Stadt selbst gibt es nicht mal mehr ein Straßenschild. In einem Artikel war mal von einem Haus die Rede, das angeblich von den Bewohnern aufgegeben und verlassen wurde. Von wegen! Dann gab es den Versuch, dort mit Ausgrabungen die Stadtgeschichte zu erforschen, was aber wohl aus mangelnden Finanzen schnell wieder beendet wurde.  Und nun ist seit 2009 eine Art Gesundheitszentrum in Planung.  Wobei hier auch seit 2009 die Frage im Raum steht, wie dieser Bau finanziert werden soll.

Ehe der leere Platz mit den gepflasterten Parkplätzen davor (ich kann mich noch dran erinnern, wie die angelegt wurden), der Grünanlage und den Resten des Bordsteins auch noch verschwindet, habe ich mir ein recht aktuelles Foto „geschnappt“. Der rote Pfeil markiert übrigens die ungefähre Stelle, an der unsere Haustür war.

 

 

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