von denen ich eines hinter mir habe und das Andere noch vor mir liegt.
Sonntag war ich auf dem Homberger Herbstmarkt. Da habe ich ja ein Dauerabo und es ist jedes Jahr einer meiner angenehmsten Arbeitsorte. Nicht nur, weil ich die Veranstalter inzwischen gut kenne, sondern auch weil man immer wieder alte Bekannte trifft und auch viel Neues entdecken kann. Das Wetter war einfach traumhaft und die Gäste dementsprechend gut gelaunt. Beim Futtern meiner Lieblingegemüsekugeln hat mich dann doch glatt die Presse erwischt:
Ein netter Plausch mit den Leuten ringsum und eine kleine Stärkung vor der nächsten Runde. Den Marktplatz habe ich doch einige Male abgelaufen und dabei (fast) nur nette Leute kennengelernt.
Fast? Tja…
So kurz vor Veranstaltungsende stand ich dann an der Bühne, um der Versteigerung der Marktdeko zuzusehen. Die Inhaberin des standes gegenüber, ca. 5 Meter entfernt, kam plötzlich zu mir und forderte mich in überaus unfreundlichem Ton auf, sofort „das Zeug da“ auszumachen oder zu verschwinden. Sie würde davon Kopfschmerzen bekommen und krank werden. Allerdings hatte ich da schon seit gut 10 Minuten nichts mehr auf der Räucherkohle liegen, da diese nahezu abgebrannt war.
(Auf dem rechten Bild sieht man übrigens den Stand mit dem roten Dach und die Entfernung zu mir und meinem Kessel.) Ich habe der „Dame“ dann freundlich mitgeteilt, daß der Kessel nahezu aus wäre und ich natürlich nichts mehr auflege, um sie nicht in Atemnot zu bringen. Interessanterweise hantiert die Standinhaberin mit Seifen, Badezusätzen und anderen Dingen, die selbst einen ziemlich aufdringlichen Duft verströmten. Gut 10 Minuten später (mein Standplatz war ca 5 Meter weiter nach rechts gewandert und die Kohle inzwischen vollkommen aus) kommt ein empörter junger Mann auf mich zu und herrscht mich an:“ Ist das Zeug da immer noch nicht aus? Meine Mutter bekommt davon Atemnot und Sie wollen doch nicht Schuld sein, wenn hier ein Unglück geschieht.“ Drohend baut er sich vor mir auf und steckt sich eine Zigarette an. Auf meine Frage, ob das denn seiner Atemnot-geplagten Mutter nicht auch schaden würde, winkt er ab:“ Die rauche ja ich, und nicht Mama.“ Auch der Einwand eines Gastes, der neben mir steht und als Allergiker definitiv nichts gerochen hat, interessiert den jungen Mann nicht. Ich hätte die Mutter den ganzen Tag schon mit meinem Räucherwerk krank gemacht usw. Als Hexe frage ich mich natürlich, warum die Reaktion gerade auf eine Räucherung so heftig war, die ansonsten für gute Laune sorgt und böse Geister sowie Negativität vertreibt.
Als ich später von einer netten Kräuterfrau noch erfuhr, daß Mutter und Sohn die Ware der Konkurrenz intensiv auf Formfehler in der Zutatenliste und Deklaration untersucht haben und wohl mit einer Meldung bei evtl. entdeckten Verstößen drohten war mir eins klar: Diese Herrschaften kommen in die Kategorie „auf Krawall gebürstet“. Freunde haben sie sich mit diesem Verhalten auf keinen Fall gemacht, und auch zumindest eine potentielle Kundin weniger. Hatte ich erst noch vor einmal das Ladengeschäft zu besuchen, so nehme ich davon jetzt tunlichst Abstand und werde auf Nachfragen auch eine deutliche Nichtempfehlung aussprechen.
Selbstverständlich nehme ich Rücksicht, wenn jemand den Rauch und/oder den Duft meiner Räucherungen nicht mag. Aber man kann auch in vernünftigem Ton miteinander kommunizieren. Und drohen lasse ich mir mit Sicherheit nicht. Ansonsten lehne ich mich jetzt entspannt zurück und lasse das Gesetz des „alles was du tust, kommt mindestens dreifach zurück“ sein Werk tun. Ich wünsche den beiden viel Glück, Gesundheit und Entspannung. Mögen sie das bekommen, was sie so heftig einfordern.
Und das war auch das einzige kleine Ärgernis. Der Montag war mit einem ganztägigen Auftritt im Wildpark Knüll ausgefüllt, den ich mit dem Wildkräuterweib zusammen absolviert habe. Ich habe selten so viele nette Kinder getroffen: unzählige verkleidete kleine Hexen, Elfen, Zauberer und Prinzessinnen. Die Wildparkwege sind zwar durch Schotter und Steigungen/Gefälle eine echte Herausforderung, aber mit Unterstützung meiner Kollegin war das Ganze gut zu schaffen. Außerdem soll Sport ja gesund sein, oder?
Sehr gefreut hat mich auch das kalte Buffet, was eigens für die Aktivern aufgebaut war: Wirklich räucherhexenfreundlich, mit vielen veganen und vegetarischen Gerichten. Hurra! Keine versteckte „Steckdosennase“ im Essen! Wer wie ich auf Schweinefleisch allergisch ist, wird mich verstehen können. Der Bücherstand vom Lions Club machte mich um 4 Kilo Bücher reicher und den Geldbeutel etwas leichter. Dazu die überraschende Anwesenheit meines Lieblingseulerichs Bubu samt zugerhörigem Falkner. Einfach klasse!
Es war ein rundum gelungener Tag, an dem ich den gesamten Wildpark samt Betreuern und Bewohnern bei meiner Arbeit hautnah erleben durfte. Daß ein ausgewachsener Keiler allerdings Angst vor der Räucherhexe hatte und verunsichert grunzend rückwärts ging, hätte ich dann doch nicht gedacht. Und auch die ansonsten so frechen Ziegen hatten vor dem schwarzen Hut gehörigen Respekt. Nur die Schneeeulendame im Gehege und „mein“ Bubu blieben ganz gelassen. Einen Besuch im Wildpark Knüll kann ich auf jeden Fall nur empfehlen. Ich werde demnächst mal ganz privat vorbeischauen.
Und das nächste Wochenende? Da bin ich in Korbach, auf dem mittelalterlichen Markt.