war früher und ist leider auch heute noch ein Satz, den ich für meinen Geschmack viel zu oft höre. Angeregt wurde dieser Gedanke durch den gestrigen Spätfilm über das Leben von Margarete Steiff. Da geht es der Mutter, dem Pfarrer und anderen im Ort auch in erster Linie darum, was denn „die Leute“ denken. Das Wohlbefinden des Kindes hatte hinter dem Ansehen der Familie zurückzustehen. Gut, dass Margarete im Film selbstbewusst und mutig genug war, sich dagegen immer wieder aufzulehnen und mit Zähigkeit ihren persönlichen Weg zu gehen. Allerdings frage ich mich, wieviele Menschen sich diesem Satz beugen mussten, weil sie nicht die Kraft, den Mut oder die Möglichkeit zum Kampf besassen.
Auch ich habe diesen Satz früher oft von meiner Mutter gehört. Es hat lange gedauert, bis ich ihr klarmachen konnte, dass mich die Gedanken „der Leute“ einfach nicht interessieren. Es hat auch für mich lange gedauert, die zu sein, die ich sein wollte und die ich heute bin. Es ist schwer, anerzogene Verhaltensweisen kritisch zu betrachten, sie infrage zu stellen und sie einfach hinter sich zu lassen, wenn sie einem nicht guttun. Und es ist schwer zu sich selbst zu stehen, und auch wenn es umbequem wird, sich nicht zu verleugnen.
Heute sage ich:“ Lass die Leute über mich denken, was sie wollen. So lange sie sich nicht ehrlich um mein Wohlergehen sorgen, soll ihnen auch alles andere im Bezug auf meine Person egal sein. Und da dies nur die Wenigsten tun, ist mir ihre Meinung inzwischen schlicht und ergreifend Wurst. Ich bin nicht auf dieser Welt, um Jedermanns Liebling zu sein.“ Das bedeutet nicht, dass ich mich meinen Mitmenschen gegenüber rücksichtslos verhalte. Aber es bedeutet, dass ich mir die Freiheit nehme, so zu sein wie ich bin, und nicht wie andere mich gern hätten.
Der Film gestern hat mir wieder einmal wohltuend gezeigt, dass an dem ziemlich flachen Spruch doch viel dran ist:
Liebe Mädchen kommen in den Himmel, böse überall hin.
Und wie stellte ich mal mit meinem Kumpel Tweety vor Jahren fest?
„Lieb ist alle! (Und wird auch erst mal nicht nachgeliefert.)“