kamen und kommen zuhauf. Ich freue mich, da alles draußen mit einer sauberen, runden, watteweichen Schicht überzogen ist. Hatte ich mir nicht neulich laut gewünscht „50 cm Neuschnee sollten es doch schon mal sein“? Wenn es die nächsten Tage so weiterschneit, wird mein Wunsch rasch erfüllt werden. Zumal wir die 20 cm Marke heute Nachmittag schon erreicht hatten. Leider tun mir in den letzten Tagen so ziemlich alle Knochen weh, und vor allen Dingen macht das kaputte Knie Probleme. Da geht bei mir momentan bei jedem Schritt die Sorge mit, ich könnte falsch auftreten und mir das Knie dabei verdrehen. Das sind höllische Schmerzen, bei denen mir jedes Mal schlecht wird und die Luft wegbleibt. Und so genieße ich die weiße Pracht ganz vorsichtig. Auch von der Haustür aus gibt es jetzt wunderschöne Motive, die im Kontrast zwischen dem Schnee und den bunten Farben besonders reizvoll sind.
Ebenso lohnt sich der Blick aus dem Küchenfenster zu unserer Futterstation. Spatzen, Meisen, Finken, Stare und Amseln wechseln sich bis zum Einbruch der Dunkelheit ab und vertilgen enorme Futtermengen. Unsere Spatzendamen beobachten ihre Artgenossen von der Gardinenstange aus – wenn sie denn Lust dazu haben. Mit den Menschen kuscheln und Kuchenkrümel klauen ist aber meist doch interessanter. Zumal es für unsere Süßen wieder frisch geschlüpfte Fliegen als Sonderspeise gibt. Von den Tücken des weißen Pulvers draußen haben die Mädels keine Ahnung. Ihre Kollegen in Freiheit können da ein anderes Lied singen. Vor allem die Amsel, die neulich auf der Verkleidungsscheibe eines bei uns abgestellten Motorrades eine saubere Bruchlandung hingelegt und diese auch noch mit einem Abdruck belegte, könnte da sicher etwas erzählen. Zum Glück hat sich der Dickvogel nichts getan, aber der Abdruck ist auf jeden Fall sehenswert. Sieht so aus, als wäre da jemand in direktem Flug in den Schnee gebrummt.
Dramatischer wurde es heute für einen Star, der (anscheinend krank und ohne Wachsamkeit) in eine unserer Fichten vor dem Haus saß. Ein Sperber spazierte nahezu gemütlich in die Fichte und packte das entsetzte Opfer, das zwar jämmerlich schrie, sich aber kaum wehrte. Ein kurzer Zwischenstopp im Garten der Nachbarin, wo dann ein Abdruck im Schnee und Blutspritzer den Fortgang des Dramas bezeugten, und der Sperber flog mit seiner immer noch schreienden Beute weiter. Während der Star abrupt verstummte wurde der Sperber von einem Turmfalken attackiert, der sich vom Dach des Nachbarhauses auf den erfolgreichen Jäger stürzte. Es gab wieder Geschrei, diesmal allerdings von Greifvögeln, und der Angreifer mit Diebstahlabsicht wurde in die Flucht geschlagen. Dann verschwand der siegreiche Vogel endgültig mit seiner Beute. Sicher ist es für die Greifvögel bei dieser hohen Schneeschicht auch nicht leicht, etwas Freßbares zu erbeuten. Und offensichtlich ist Mund- äh Schnabelraub auch eine lohnende Alternative – zumindest manchmal.