Aufgespießt

Hier landet alles was mich kratzt, juckt nervt, stört. Es wird gepackt und an die Pinnwand gespießt.

Sorry???

Sorry ist Englisch und bedeutet übersetzt Entschuldigung. Und es wird fast so inflationär und gedankenlos verwendet wie manch anderes Modewort. Sorry klingt cool und ist schnell gesagt. Dann hat man sich ja entschuldigt und alles ist gut (?).

Eine Entschuldigung auszusprechen ist nicht immer leicht. Man muss sich zurücknehmen, Fehler eingestehen und auch irgendwie klein beigeben. Sich eben entschuldigen. Natürlich kann man es auch andersherum machen, da wird aus einem „Sorry“ dann eine rotzfreche Ansage. Und damit komme ich, passend zum heißen Wetter, nochmal auf die „Klimaschützer“ und ihre tollen Aktionen zu sprechen.

In Aachen gab es eine große, friedliche Demo von „Klimakids“. Soweit so gut. Äh…war Greta auch da? Und dann ist das passiert, was ich die ganze Zeit befürchtet hatte: „Aktivisten“ haben sich der Sache regelrecht bemächtigt, und was dann in Garzweiler abging, macht mich sprachlos. Es  ist seltsamerweise immer die übliche Klientel, die sich zu solchen „Aktionen“ trifft. Mit markigen Sprüchen und spektakulären Aktionen wollen sie nicht nur Aufmerksamkeit, sondern ihre Ideologie auch notfalls mit Gewalt und Sachbeschädigung durchsetzen.

Damit wir uns nicht falsch verstehen: Ich halte es für gut, wenn man Probleme nicht nur anspricht, sondern klar und deutlich darauf hinweist, sich auch dafür einsetzt. Wenn man dabei aber anderen Meinungen niederbrüllt, Gewalt oder Sachbeschädigung anwendet und alles diffamiert, was nicht der eigenen Meinung entspricht, dann hört für mich der „Spaß“ und das Verständnis auf. Und genau DAS ist in Garzweiler passiert.

Da wurden Pumpenhäuschen in Brand gesetzt, Unmengen von Müll hinterlassen, sich selbst und andere inclusive Einsatzkräfte bewusst in Lebensgefahr gebracht und nicht zuletzt Felder verwüstet. Da fällt mir glatt das alte Zitat aus den Werner Comics der 80er ein: „Wir trampeln durchs Getreide, wir trampeln durch die Saat, hurra, wir verblöden, für uns bezahlt der Staat“. Da werden in Petersilien- und Möhrenfelder breite Schneisen gelatscht, Hand in Hand quer durch Getreidefelder marschiert. https://www.agrarheute.com/land-leben/garzweiler-demonstranten-zerstoeren-aecker-554717 Die Organisation, die dahinter steckt, nennt sich bezeichnenderweise „Ende-Gelände“, mit einer Homepage ohne Impressum, dafür nachher mit gelöschten Videos dieser Irrsinnsaktionen und dem vollmundigen Versprechen, die Bauern zu entschädigen. HÖH? Woher haben die das Geld, falls es überhaupt stimmt? Aber Ende-Gelände passt wirklich. Auf dem zertrampelten Bereich wächst erst mal nix mehr.

Auf ihrer Kontakseite beschreiben sie sich so:

Wir sind ein breiter Zusammenschluss von Menschen aus den Anti-Atom- und Anti-Kohle-Bewegungen, aus den Vorbereitungsgruppen der Klimacamps in Rheinland und Lausitz, von der Waldbesetzung im Hambacher Forst, aus klimapolitischen Graswurzelinitiativen und Bürgerinitiativen, aber auch größeren Umweltorganisationen, aus linken Politgruppen und andere mehr. Gemeinsam sind uns die Überzeugung, Klimaschutz selber in die Hand nehmen zu müssen und der Wunsch, mit einer über die Proteste der letzten Jahre hinausgehenden Aktion zivilen Ungehorsams ein weithin sichtbares Signal für eine Wende hin zu echtem Klimaschutz zu setzen.

Ah, ja. Größere Umweltorganisationen? Hambacher Forst, wo ja für neue Baumhäuser mal eben 50 Bäume abgesägt und verarbeitet wurden? Ziviler Ungehorsam? Anscheinend heiligt hier der Zweck jedes Mittel, und wenn es um Zerstörung geht. Da wollen also „Aktivisten“ für den „Klimaschutz“ demonstrieren und zerstören dabei mutwillig Anbauflächen und schädigen Landwirte? Ach ja, scheissegal, denn das Zeug zum essen kommt ja aus dem Supermarkt. Was hätte es einen Aufschrei gegeben, wenn das Gleiche  z.B. einer „friedlichen, ökologisch biologisch orientierten Agrarkommune“ passiert wäre? Politiker einer bestimmten Richtung wären schreiend auf die Barrikaden gegangen, hätten Anschuldigungen erhoben und „lückenlose Aufklärung“ gefordert. Aber so waren es ja „nur“ Bauern. Und das „Bauernopfer“ war ja schon immer nichts wert. Weder im Schach noch in der Politik. Und die Politiker, „grün“ vorneweg? Der geschädigte Landwirt regt sich öffentlich auf. Und das absolut zu Recht. Und der Berliner Grünen-Abgeordnete Georg Kössler twittert „Sorry, Deine Möhren sind nicht wichtiger als unser Klima“. Kollateralschaden oder was???? Und das tut er mit einem dahingerotzten „sorry“ ab? So kann man eine Entschuldigung auch zu einer Ohrfeige machen.

Wir haben hier zu Hause einen Naturgarten, betreiben aktiven Vogelschutz, ziehen Wildvögel auf, kaufen lokal ein…Ich bin als bekennende Hexe durchaus naturverbunden und das auch spirituell. Aber auch für mich gibt es Grenzen und Regeln. Und die erste heisst: Tu was du willst, aber schade niemandem. Eine weitere Regel besagt: Alles was du tutst, kommt 3, 5, 7 oder gar 9fach zurück. Na dann Mahlzeit, was die depperten Trampelaktivisten betrifft. Ihr wollt Mutter Erde schützen und tretet dabei total verblödet und verblendet ihre Früchte mit Füßen? Ihr blökt markige Parolen, wollt teilweise gewaltsam eure Meinung in die Köpfe der Menschen packen? Mit DIESER Aktion und der Reaktion habt Ihr euch meine Sympathie komplett verscherzt. Und der Anhänger einer „Ökopartei“ samt seiner Parteigenossen gleich mit. Nicht dass es wen stören würde, wenn eine einsame Räucherhexe sich hier Luft macht. Ihr habt ja größere Ziele im Blick. Auf mich könnt ihr nicht mehr zählen, soviel ist sicher. Und jedem, der mir mit dem „Klimagedöns“ kommt werde ich erzählen, was für verblendete, ignorante Arschlöcher ihr seid. Ich werde meinen Gesprächspartnern erklären, wie sie im Kleinen Natur- Umwelt- und Klimaschutz  bewirken können, ohne sich einer hirnlosen, trampelden und blökenden Masse anschließen zu müssen. 

Ach ja: Sollte sich irgendwann irgendwer bemüssigt fühlen in meinen privaten Lebensbereich eindringen, gar etwas beschädigen zu wollen, so sei gesagt: Ich werde dann mal MEINE Ideologie in die Köpfe dieser Menschen klopfen. Und zwar mit den gleichen Mitteln, die von diesen „Aktivisten“ so gern angewendet werden. Schließlich leben wir in einer Demokratie und es gilt gleiches Recht für alle, oder?

 

 

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Fridays for what???

Ich hab aktuell (wie fast immer) sehr wenig Zeit für mich. Und das nervt. Aber einige Ereignisse der letzten Tage haben sich in meinem Kopf festgesetzt. Sie rumoren da, melden sich und lassen sich nicht einfach wegwischen. Und sie müssen raus.

Ich lese vor dem Wochenende, dass in Deutschland das Schreddern frisch geschlüpfter, männlicher Hühnerküken „aus wirtschaftlichen Gründen“ erst mal erlaubt bleibt. 45 Millionen kleine Leben, die jährlich grausam bei lebendigem Leib zerfetzt, zerhackt werden. Und wofür? Damit Eier keine 2 Cent mehr kosten. Denn das wäre der Preis für eine Geschlechtsbestimmung im Ei, die es so inzwischen schon gibt. Aber Geiz ist ja bekanntlich geil, oder? Und wo wir schon so schön Vögel schreddern: Windkraftanlagen machen das ebefalls. Unzählige Zugvögel, Greife, Stelzvögel, Singvögel werden von den Rotorblättern gnadenlos zerhackt, verstümmelt. Qualvolles, sinnloses Sterben an den Fundamenten der „ökologischen Stromerzeugung“, wo es auch hier schon längst andere Bauformen, Alternativen und Konzepte gibt, die optisch weniger auffallen, keine Vögel und Insekten zerhacken aber eben etwas mehr Geld kosten.

Parallel dazu „engagierte Kids“, die jeden Freitag die Schule schwänzen um „für das Klima“ auf die Straße zu gehen. Ihre Ikone ist Greta, die kein Flugzeug benutzt, aber dafür gern ein mit Schweröl betriebenes Schiff, um doch zu den wichtigen Konferenzen rund um den Globus zu kommen. Oder kann die neue Heilige etwa über das Wasser laufen??? DAS wäre mal eine ökologisch sinnvolle Alternative!

Politiker, Medien und Institutionen reißen sich um das junge Mädchen, dessen eigene Absichten sicher gut und edel sind/waren. Alle wollen jetzt vom Greta-Hype profitieren, etwas vom „Klimabetroffenheitspopularitätskuchen“ abhaben. So wird bei der goldenen Kamera flugs ein „Klimaschutzpreis“ erfunden, der mit der ursprünglichen Funktion „Medienpreise“ zu verleihen soviel zu tun hat wie der berühmte Fisch mit dem Fahrrad. Greta wird medienwirksam präsentiert, bekommt den Preis und die nächste, danach geehrte junge Akteurin einen nagelneuen SUV, gekonnt präsentiert vom Sponsor der Veranstaltung. YEAH! Das nenn ich doch mal komplett inkonsequent und abgrundtief verlogen. Aber es ist populär und zieht, vor allem bei der jungen Generation. Und um die buhlen alle wie verrückt, denn schließlich sind sie die neuen Wähler, Konsumenten, Unterstützer… Und so denkt Amnesty International jetzt darüber nach, Greta den „Menschenrechtspreis“ zu verleihen, da Klima auch ein Menschenrecht sei. Ist doch scheissegal, dass in vielen Ländern der Welt weiterhin Menschen unschuldig inhaftiert, verschleppt, gefoltert und hingerichtet werden. Da werden Frauen gesteinigt, vergewaltigt, Jugendliche geköpft, Homosexuelle erhängt. Menschen verschwinden spurlos, brutale Regimes halten eine Terrorherrschaft aufrecht. DAGEGEN hat sich Amnesty international früher eigesetzt. Zumindest, als ich noch für diese Organisation ehrenamtlich tätig war. Und jetzt? Klimaschutz und Greta sind gerade voll im Trend. Also ran an den Kuchen und schnell noch ein großes Stück gesichert, ehe der nächste Hype aus den Startlöchern kommt. Den Friedensnobelpreis für das Mädchen bitte gleich hinterher. Schließlich ist man ja „am Puls der Zeit“. Im verzweifelten Versuch, Versäumtes aufzuholen und im Gespräch und im Trend zu bleiben verleugnen diese „Preisverleiher“ alles, was ihre Preise einmal wichtig und wertvoll gemacht hat. Aber egal, hauptsache Medienrummel und bloss kein „Shitstorm“. Denn was auf Facebook, Twitter und Co. passiert scheint ja inzwischen existenziell geworden zu sein.

Und so stehen die Kids dann am Freitag da, mit diesen liebevoll gemalten Transparenten, dass die armen Eisbären gerettet werden müssen. Man verabredet sich zu den Demos vorher via Smartphone, ohne sich eine Sekunde Gedanken zu machen, wie diese Dinger produziert werden und wie die seltenen Erden dazu ans Tageslicht kommen. Eisbären sind ja auch viel niedlicher als verreckte Fische, die in giftverseuchten Gewässern treiben. Im Winter schützt man sich stilecht mit einem Kapuzenpaka vor dem Wetter, dessen Echtpelzbesatz dabei flauschig im kühlen Wind weht. Woher dieser Pelz kommt? Ist doch egal, Eisbären sind viel wichtiger! Und dann kann man dazu noch je nach Jahreszeit die Alu-Getränkedose, die PET Flasche und den coffee to go Becher mit sich führen, damit einem beim skandieren der Parolen nicht der Hals trocken wird. Geil oder? Voll auf Klimaschutz! Und wenn die lieben Eltern dann noch den Vorgarten des schmucken Häuschens in eine leblose Steinwüste verwandelt haben, weil das gerade in ist, ist man doch auch voll im Trend, oder?

Und DAS ist genau das, was mich wirklich ankotzt und umtreibt. Klimaschutz ist wichtig, und dass sich junge Menschen dafür interessieren auch. ABER: Klimaschutz geht nicht ohne Umweltschutz. Und das kann und muss direkt bei jedem von uns anfangen. Und der Naturschutz ist dabei ebenfalls ein unverzichtbarer Bestandteil. Wenn man im Kleinen anfängt, begreift man auch die größeren Zusammenhänge besser. Es ist schon traurig, dass viele Kinder/Jugendliche nicht mal unsere einheimische Fauna und Flora kennen. Eisbären sind toll, klar. Aber Spatzen, Wildblumen, Bienen und Bäume auch. Es wird munter im Internet bestellt und sich keine Gedanken darüber gemacht, wo und wie die Sachen produziert werden und wie sie zum Empfänger kommen. Ist ja auch alles irgendwie abstrakt und schön weit weg. Das sind die Eisbären zwar auch, aber die sind ja soooo niedlich und gerade voll „in“.

Was gemerkt? Die ganze Sache ist ziemlich verlogen und absolut inkonsequent. Und wenn sich dann noch politische Parteien jeglicher Art mit neu entdeckter Klimapolitik unter die jungen Demonstranten mischen, dann kommt mir die Brühe hoch. „Hey, hey…wer nicht hüpft ist für Kohle. Hey, hey…wer nicht mit dem Strom schwimmt verdient einen Shitstorm…!“ Da wird skandiert:“Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ Toll!

So ihr lieben, engagierten Gretajünger/innen und Klimakids. Ich rufe euch jetzt auch mal etwas zu:

Hey, hey wer sich nicht um Umwelt- und Naturschutz zu Hause kümmert, der braucht auch nicht für Eisbären hüpfen. Geht mal in die Wälder oder in die Geflügelfarmen. Lauscht da mal dem verzweifelten Piepsen der lebendig geschredderten Küken oder der Jungvögel, die jämmerlich verhungern, weil ihre Eltern Windkraftanlagen zum Opfer gefallen sind. Hätten sie Stimmen und könnte man sie hören wäre das ihr Schrei: „Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut.“ und DAS passiert bei uns täglich, direkt vor der Haustür. Und es tut weh.

Klimaschutz ist Umweltschutz ist Naturschutz. Kapiert das endlich! Ansonsten ist das, was ihr da macht nur ein temporärer Hype und für mich: Fridays For Fuck You!

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Alles Konsum, oder was?

Vielleicht liegt es am trüben und nassen Wetter, dass ich heute eher nachdenklich gestimmt bin. Vielleicht liegt es auch daran, dass mich das Lesen der täglichen „News“ immer mehr ankotzt. Heute sprang mich ein Bericht an, der mich fast dazu brachte, meine Tastatur mit dem Morgenkaffee vollzukotzen. Da lese ich doch in der Onlineausgabe des lokalen Käseblattes:

Einer der umsatzstärksten Tage des Jahres

Ostern wird zum Fest der Geschenke: Durchschnittlich 45 Euro pro Kind

Kassel. Ein Nest mit selbst gefärbten Eiern und Schokohasen ist meist nicht mehr genug: Für den Einzelhandel hat sich Ostern zu einem der wichtigsten Umsatzbringer entwickelt.

Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie ich früher bei Oma im Garten Eier gesucht habe. Viele kleine Schokoeier, in verschiedene Nestchen aus grüngefärbter Holzwolle verteilt, dazu ein Schokoosterhase und hartgekochte und gefärbte Eier. Allein die Suche in dem großen Garten war ein Riesenspaß und ich war selig, wenn ich meine „Beute“ dann komplett aufgestöbert hatte. Nougateier waren heissbegehrt, die mit „Knickebein“ als Füllung eher weniger. Genascht wurden sie aber trotzdem alle.

Ostern war damals Ferien bei Oma, Besinnung, Fisch am Freitag, Gemeinsames Festmahl am Sonntag und Montag  und der obligatorische Familienspaziergang. Mir tat nur immer der arme Jesus leid, dem man so übel mitgespielt hatte. Auferstehung hin oder her. Allein die Verfilmungen der Passionsgeschichte, die zum österlichen Fensehprogramm gehörten, machten mich immer wieder schaudern.

Auch wenn ich schon seit einer  gefühlten Ewigkeit einen anderen Glauben als den Christlichen habe, so respektiere ich doch die Gebräuche und Feiertage anderer Religionen. Und ich frage mich, ob es sich für Christen nicht noch heftiger anfühlt als für mich, wenn sie diese Schlagzeile lesen. Muss denn wirklich jedes Fest kommerzialisiert und bis zum Erbrechen ausgeschlachtet werden? Was kommt als Nächstes, wenn man mit diesen Feiertagen endlich „fertig“ ist? Wird dann auf andere Religionen ausgewichen? Halloween ist ja bereits ein Beispiel dafür, dass auch vor „heidnischen“ Bräuchen nicht Halt gemacht wird, solange sie sich zum Geld scheffeln eignen. Eines ist auf jeden Fall klar: „Ostergeschenke“ gab es in meiner Familie nie und es wird sie auch nie geben. Ganz egal, welcher Religion man angehört.

Da wandere ich nun durch die Weiten des Internets, um etwas zu finden, was in diesen Tagen wirklich noch Sinn macht. Fernab von Fressorgien und Kommerz. Und für mich habe ich etwas gefunden, was mich beim Ansehen tief berührt hat. Diese Geschichte ist religionsübergreifend und zeigt so deutlich, wie Leben und Tod zusammengehören.

Und so wünsche ich allen noch schöne Ostertage, gesegnetes Ostara oder einfach ein tolles Restwochenende. Möge jeder daraus machen, was ihm wichtig ist. Vielleicht denkt der eine oder andere ja mal nach, was den totalen Kommerz angeht.

 

The Life of Death from Marsha Onderstijn on Vimeo.

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Hinausgreifen

Manchmal schaue ich doch noch Fernsehen. Nicht mehr viel, da mich die zum Teil wirklich manipulative und selektive Berichterstattung der Sender regelrecht ankotzt. Die richtig guten, informativen Beiträge sieht man nachts zu „unmöglicher“ Uhrzeit, zumeist auf den dritten Programmen. Gut versteckt und kaum beachtet. Und ab und zu findet man sie dann doch, spannende Reportagen, Portraits von ungewöhnlichen Menschen, Persönlichkeiten eben, deren Leben so gar nichts mit der hochglanz-verblödungs-schickimicki-alles-ist-so-geil Standardware zu tun hat.

Da sitze ich dann und lausche gebannt, sehe Menschen, die ihr Herz auf der Zunge tragen, die ihren Gefühlen freien Lauf lassen. Ich sehe Freud und Leid und ja, ich freue mich mit und ich habe Mitleid. Ob es um Palliativmedizin geht oder um Frauen wie die „Chemo Chicas“. Ich schaue auf Ausschnitte von Leben, bin zugegeben oft etwas neidisch, auch wenn es diesen Personen oft hundsmiserabel geht. Bei denen ist alles immer so ordentlich, sauber, intakt, trotz ihrer Probleme. Warum könnte es nicht bei mir auch so sein? Oder wenigstens „etwas so“? Dann schäme ich mich sofort, da ich absolut nichts von diesen Menschen weiß, außer dem Wenigen, was mir die Reportage erzählt. Ich vergesse den Neid auf ein möglicherweise wohlgeordnetes Dasein, der perfekt aufgeräumten Wohnung, befasse mich mit den Protagonisten und ihren Schicksalen. Und diese beneide ich nun nicht mehr, ich bewundere sie. Staune, wie sie ihr Schicksal annehmen, mache ihnen insgeheim Komplimente für ihre Ausstrahlung. Und sage vollkommen ehrlich:“ Boah, was für tolle Menschen.“ Umso mehr leide ich dann mit, wenn ich den Fortgang der Schicksale in der Reportage sehe. Und da kommt der Wunsch auf, der aber für immer unerfüllt bleiben wird: Ich möchte hinausgreifen, möchte diese fremden Personen berühren, oder gar in den Arm nehmen und sagen:“ Hier ist jemand, den du nicht kennst, der aber mit dir leidet, Mitleid hat. Dein Schicksal geht mir nahe.“  Ich möchte hinausgreifen und etwas von meinen Gefühlen abgeben, teilen, verschenken.

Ich sitze da vor dem Fernseher, doch meine Rolle bleibt passiv. Ich kann nichts tun, kann nur schauen, lauschen, unbemerkt, unerkannt, anonym. Ob es „denen auf dem Bildschirm“ überhaupt helfen würde, wenn sie wüssten, dass da wer sitzt und Anteil nimmt? Oder sind sie so mit ihrem eigenen Kampf beschäftigt, dass sie nicht einmal einen Gedanken daran verschwenden können, was die Reportage über sie bei einer Zuschauerin ausgelöst hat? Ich vermute, sie wissen es nicht, es sei denn sie bekämen über den Sender ein „Feedback“. Da könnte ich dann doch, wenn ich wollte, hinausgreifen und mein Mitgefühl kundtun. Einen Moment überlege ich, dann verwerfe ich den Gedanken wieder. Menschen in dieser Situation noch mit meinen Gefühlen belästigen? Vielleicht fühlt sich dann jemand zu einer höflichen Antwort genötigt, ob wohl er weder die Energie noch den Wunsch hat, mir zu antworten?

So bleibt mir nur, meine volle Aufmerksamkeit auf den Beitrag zu richten und mir letztendlich beschämt einzugestehen, wie kleinlich ich doch manchmal bin. Auf jemanden neidisch zu sein, weil sein Leben so geordnet verläuft, ist ziemlich bescheuert, wenn dieser Mensch gegen den Krebs kämpft. Meine Tante ist an Brustkrebs gestorben, da war sie nur einige Jahre älter als ich es jetzt bin. Und nun frage ich mich, ob ich in dieser Situation auch so stark wäre. Ich weiß es nicht, und ich möchte es auch nie herausfinden müssen. Als die Reportage endet sitze ich schniefend da. Dann schalte ich den Fernseher aus. Jede andere Sendung wäre jetzt einfach unpassend und belanglos. Meine Gedanken sind noch eine ganze Weile bei den gezeigten Personen. Und sie begleiten mich auch noch, als ich ins Bett gehe. Ich weiß nicht, wie das Leben dieser Menschen weiter geht. Aber ich habe einige Sachen kapiert:  Meine „Probleme“ sind winzig gegenüber dem, was andere bewältigen müssen. Es besteht kein Grund, auf jemanden neidisch zu sein. Vor allem nicht, wenn man nicht alle Seiten ausgiebig betrachten kann. Wenn mir etwas an mir nicht gefällt, dann sollte ich es selbst ändern, und nicht rumjammern oder darauf warten, daß ein Wunder geschieht. Und letztendlich sollte ich verdammt nochmal dankbar für das sein, was ich habe, anstatt den Hals nach dem zu recken, was ich unbedingt zu brauchen meine.

Manchmal muss es eben eine Fernsehsendung sein, die einen auf den Boden der Tatsachen zurückholt.

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Schon wieder geht ein Jahr zu Ende

und für mich ist es regelrecht gerast.

Bin ich nicht letzte Woche erst aus den USA zurückgekommen? Da war doch noch September. Habe ich nicht gestern erst das Tannengrün in der Wohnung verteilt? Und überhaupt, der letzte Jahreswechsel war vor gefühlten 6 Monaten. Die Zeit scheint zu rasen, fegt an mir vorbei. Die Stunden verstreichen nicht, sie verfliegen, sausen, flitzen davon. Ich stehe oft ratlos vor dem, was ich mir vorgenommen habe und stelle erschrocken fest, daß die Zeit dafür einfach nicht ausreicht.

Zeit! Was ist das überhaupt mit der Zeit? Zeit haben, Zeit verplempern, Zeit schenken, Zeitmanagement, geliehene Zeit… unsere Welt ist voll von Begriffen, die mit der Zeit zusammenhängen. Dabei ist Zeit so ein flüchtiger Begriff. Wir „modernen“ Menschen haben aus dem einfachen Wechsel von Tag und Nacht etwas gemacht, was penibelst in winzig kleine Einheiten unterteilt wurde. So wie ein kostbares Edelmetall, das nur in kleinsten Dosen gemessen und abgegeben wird. Und je kleiner diese Einheiten sind, je mehr Wichtigkeit jeder Sekunde beigemessen wird, desto schneller scheint die Zeit zu verfliegen. Zeit ist plötzlich nicht mehr für alle gleich vorhanden, Zeit wird zur Kostbarkeit und jetzt auch zur Handelsware. Eine große Supermarktkette hat jetzt sogar Kärtchen für’s Zeit schenken im Angebot. Eine Karte mit Schokoherz und freiem Feld,  in das man die geschenkte Zeit eintragen kann.

So weit ist es also schon gekommen, daß man Zeit in Häppchen verschenkt. Zeit, die man haben sollte. Für sich und für andere. Zeit, die man sich einfach nehmen sollte, ehe die Zeit um ist. Denn egal wie wir die Zeit einteilen, bemessen und bewerten, wir haben nur ein begrenztes Kontingent davon zur Verfügung. Irgendwann ist für jeden von uns die Zeit abgelaufen. Und dann? Ach hätte ich doch… wieso hab ich nicht… könnte ich doch noch mal… Warum nicht jetzt damit anfangen und endlich einmal die Zeit so verteilen, wie man selbst es möchte? Raus aus diesem Hamsterrad von schneller, besser, effizienter. Weg von dem, was uns als ach so erstrebenswert und absolut lebensnotwendig täglich suggeriert wird? “

Aber ich muss doch…“ wird jetzt die Antwort sein. Auch das stimmt. Aber jenseits vom „Müssen“, um die Existenz zu sichern, müssen wir gar nichts. Wir müssen nicht rund um die Uhr erreichbar sein, wir müssen nicht ständig Überstunden machen, wir müssen nicht Jedermanns Liebling sein und allen gefallen… Aber wir sollten unsere Zeit nutzen. Nicht für andere, die mit unserer Zeit Profit machen, sondern für uns selbst und für die, die unsere Zeit so dringend brauchen.

Die Rauhnächte sind eine gute Gelegenheit zum umdenken. Früher fuhr man in dieser Zeit alle Aktivitäten zurück, saß beisammen und ging in sich. Was für ein Gegensatz zur heutigen, völlig durchgedrehten und hektischen Weihnachtszeit. Wie wäre es denn einfach mal damit, die berühmte „fünf gerade sein zu lassen“, durchzuatmen und sich auf das zu konzentrieren, was wirklich wichtig ist? Was brauche ich denn wirklich? Was muss denn unbedingt wirklich jetzt und sofort erledigt weden? Und was davon ist wirklich wichtig?

Keiner von uns weiß, wieviel Zeit ihm geschenkt wird. Wir sollten sie also weise nutzen.

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